deutsche oper berlin : Thielemann geht, niemand kommt
Christian Thielemann geht als künstlerischer Leiter der Deutschen Oper Berlin, weil Kultursenator Flierl ihm die Aufstockung seines Etats um einen Millionenbetrag verweigert hat. Das ist die offizielle Begründung des Musikdirektors. Den Schaden hat nun die Stadt, den „schwarzen Peter“ der Senator und die Bühne muss sehen, wie es weitergeht. Doch wie naiv ist Thielemann eigentlich? Hat er im Traum daran geglaubt, dass er im heutigen Berlin, wo ganze Orchester und Ensembles abgewickelt werden und andere Klangkörper ums finanzielle Überleben kämpfen, nur die Hand aufzumachen braucht und alles wird gut?
KOMMENTAR VON ROLF LAUTENSCHLÄGER
Hinter der Forderung des jungen Maestros nach mehr Geld steckt in Wirklichkeit, dass er es nicht geschafft hat, die Deutsche Oper nach dem Rauswurf des Intendanten Zimmermann 2001 wieder in die „Gewinnzone“ zu führen. Thielemann hat weder mehr Zuschauer vor noch ein außergewöhnliches Programm auf die Bühne gebracht. Die Aufholjagd zu Barenboims Staatsoper im Osten ist schlicht nicht gelungen, die Profilierung der West-Oper als modernes Haus ebenso wenig.
Dennoch wirft sein Rücktritt über die Deutsche Oper hinaus einen Schatten auf die Opernszene, die Flierl mit seiner Opernreform zu neuen Höhenflügen stimulieren will. Dem Land fehlt nun ein weiterer Künstler, das Haus an der Bismarckstraße ist kopflos und ein neuer Intendant noch immer nicht in Sicht. Der Kultursenator – der mit der Besetzung von kulturpolitisch wichtigen Posten keine glückliche Hand beweist – hat darüber hinaus ein zusätzliches Opern-Personalproblem, ist doch für die Leitung der Opernstiftung auch noch niemand gefunden. Wenn jetzt noch Barenboim geht, kann Flierl bald selbst an allen Häusern dirigieren.