: Therapie im Knast
Ich wurde aufgrund meiner Alkoholabhängigkeit und den daraus resultierenden Straftaten zu einem Jahr Freiheitsentzug und zu einer Zwangstherapie gemäß § 64 verurteilt.
Diese Zwangstherapie bzw. dieser Maßregelvollzug stellt jedoch keine Suchttherapie dar, wie man es der Öffentlichkeit gerne glauben machen will, sondern ist einzig und allein ein gelockerter Strafvollzug.
Das gelockerte kann jedoch nur in Anführungsstrichen gesehen werden, da auf die Betroffenen im Zweifelsfall - und der besteht zu jeder Zeit - massiver Druck, der oftmals in Drohungen gipfelt, ausgeübt wird!
Das für die „Therapie“ abgestellte Personal ist für die Arbeit mit Suchtkranken sehr unzureichend ausgebildet oder für solche schwerwiegenden therapeutischen Maßnahmen überhaupt nicht geschult!
Die Zwangstherapie gemäß § 64, die hier im PLK Zwiefalten durchgeführt wird, spottet jeder therapeutischen Grundlage und degradiert damit die Suchtproblematik der Betroffenen zur Lächerlichkeit!
Da eine Alkohol- oder Drogensucht, die nicht sachgemäß behandelt wird, in jedem Fall den Tod des Betroffenen zur Folge hat, fordere ich eine Therapie , die dieser wirklich schwerwiegenden Problematik gerecht wird und nicht durch einen vom Gesetz her legitimierten Psycho-Knast ersetzt wird! Es stellt sich daher zwingend die Frage, wie lange dieser Staat seine Bürger noch für „dumm“ verkaufen will und inwieweit er gefangene Menschen in ihrer Persönlichkeit zerstören will!
Es gibt extra Fachkliniken und Therapeuten, warum eigentlich, wenn es doch wie hier in der PLK Zwiefalten anscheinend ohne geht!
Es muß endlich wieder eine fachgerechte Resozialisierung gefangener Menschen geben. Schluß mit der Psychofolter, die dieser Staat jeden Tag an uns praktiziert und Schluß mit dem Gerede vom „humanen Strafvollzug“, es gibt ihn nicht!
Dieser Staat begeht jeden Tag Verbrechen an uns Gefangenen, die gesetzlich abgesichert sind und kehrt damit zum Faschismus zurück, gebt ihm nicht die Chance, weiter diese Unmenschlichkeit zu praktizieren!
Brief von Michael aus dem Knast Zwiefalten
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
