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Theo aus dem Bowle-Eimer

■ Unbedingt komisch: Die „Cindy & Mike Gala“im Schmidt Theater parodiert lebende Leichname des deutschen Schlagers

Die Cindy & Mike Gala bringt die ganze verblümte Wahrheit ans Licht: Die 70er Jahre waren doch schlimm.

Furchtbar muß für die beiden alterslosen Schlagerstars der Weg durch die Jahrzehnte gewesen sein. Er führte sie nach ganz oben, wie sie versichern, und dann nach ganz unten: in das zum Partykeller umdekorierte Schmidt Theater. Dort geben sie nun ein Fest und behaupten, daß in den 70ern Frieden, Natürlichkeit, Wohlstand und Spaß geherrscht haben sollen. Um vor „Freunden, Kollegen und Fanclubs“den Schein aufrechterhalten zu können, haben sie große Portionen Kellergeister nötig.

Claudia Gáldy und Dirk Voßberg, beide Mitglieder des Schmidts-Tivoli-Ensembles, haben mit der Regisseurin Adelheid Molitoris eine Parodie auf lebende Leichname im deutschen Schlagerwesen zum abendfüllenden Programm gestaltet. Das Ergebnis zeigt Gespür für Zitate: Das meiste kommt einem irgendwie bekannt vor, selbst wenn man die 70er ganz woanders oder nur im Kinderwagen erlebt hat. Im orange ausgeleuchteten Wohnzimmer sitzen die beiden Gastgeber, vor der Fototapete, auf dem Flokati, neben dem Bowle-Eimer. Sie plaudern aus ihrem Leben, lassen eine Diashow laufen und geben gute alte Hits zum besten.

Auch die kennt merkwürdigweise jeder. Vom griechischen Wein bis zu Theo, der nach Lodz fährt – diese Lieder müssen sich nach ihrem Absturz aus der Hitparade geheime Schlupfwinkel gesucht haben, in denen sie ohrwurmartig überdauern und nachfolgende Generationen überfallen. Cindy und Mike präsentieren sie mit unbarmherzigem Elan, und zwischendurch haben alle so richtig Spaß.

Wenn Cindy aus dem lustigen Spielebuch vorliest, erfährt man, daß sich Gäste und Gastgeber einer Party vor Geschmacklosigkeit hüten sollen. Glücklicherweise halten sich Cindy und Mike nicht daran. Der Mann mit der Schlaghose setzt sich wirklich jedesmal auf das Pupskissen, und von Penisverkleinerungswitzen bis zur Plastikscheiße ist die Gala so ordinär, wie man sich Dieter Thomas Heck immer gewünscht hat.

Am Schluß steht fest: Die Cindy & Mike Gala zählt zu den echten Höhepunkten im zuweilen unerträglich blöden Schlager-Revival-Sumpf. „Wir sind Sieger!“brüllen die beiden Nieten zum besinnlichen Ausklang ins buntumhäkelte Mikro. Ist das lustig? Ja, unbedingt.

Barbara Paluskova

bis 18. Mai (nicht tägl.), 20 Uhr, Schmidt Theater

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