: Thema: Macht und Wirtschaftskriminalität
Auf mehr als 500 Milliarden Dollar jährlich schätzen Experten der UNO den Jahresumsatz der internationalen Organisierten Kriminalität. Anlaß für steigende Beunruhigung sind dabei jedoch immer weniger die „rein“ kriminellen Aktivitäten der großen Banden, von Mafia und Camorra bis zu den chinesischen Triaden, sondern vor allem die zunehmende Investition der erzielten Gewinne in legale Geschäfte und der damit erreichbare nicht mehr inkriminierbare Einfluß der Gruppenbosse auf Wirtschaft und Politik einzelner Länder. Gleichzeitig, noch beunruhigender, zeigt sich ebenfalls auf internationalem Niveau eine immer stärkere Annäherung ursprünglich legaler Geschäfte an mafiose Methoden — ohne daß hierfür wirklich mafioser Einfluß noch vonnöten wäre. Im ehemaligen Ostblock entwickelt sich aufgrund der dortigen Misere die Unterwelt zum monopolisierenden Marktfaktor, im Westen verleitet der verschärfte Verteilungs- und Konkurrenzkampf offenbar Trusts bereits dazu, sich für ihren Absatz rein krimineller Methoden zu bedienen. Das in Italien einst entwickelte Modell der Mafia mit ihrer Wirtschaftsmacht, ihrer Durchsetzung der Institutionen und ihrer Skrupellosigkeit zeigt sich als mafiaunabhängig einsetzbar.
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