: Theater ohne Schauspieler
Alle 67 Hamburger Gymnasien sollen sich für eine von drei Ganzschulformen entscheiden. Elternkammer mahnt Klarheit über Personalausstattung an
Insgesamt 66 Millionen Euro aus Berlin stehen Hamburg bis 2008 für den Ausbau von Ganztagsschulen zur Verfügung. Alle 67 Hamburger Gymnasien sind nun bis zum 15. Juni aufgefordert, sich für eine Form von Ganztagsschule zu entscheiden. „Wer keinen Antrag stellt, kann kein Geld bekommen“, sagt der in der Bildungsbehörde für Ganztagsschulen zuständige Ulrich Rother. Zwar sollten alle Schulformen vom Geld aus Berlin profitieren. Doch wegen der Abiturverkürzung auf acht Jahre werde in den ersten Jahren ein „Schwerpunkt auf Gymnasien“ gelegt.
Der Geldsegen, von dem in 2003 eine erste Rate von 5 Millionen Euro und im nächsten Jahr von 16,6 Millionen Euro bereitsteht, kann ausschließlich für Investitionen verwandt werden. Ein Team von Schulbehördenexperten hat bereits alle Gymnasien besichtigt. Die zu erwartenden Kosten für Küchen und Kantinenbau seien „sehr unterschiedlich“, sagt Rother, sie könnten zwischen 50.000 und 400.000 Euro schwanken.
Von der Kultusministerkonferenz anerkannt sind drei Formen von Ganztagsschulen. Mindestvoraussetzung ist Nachmittagsunterricht an drei Tagen, was nach der Erhöhung der Stundentafel für alle Gymnasien zutrifft, es sei denn, sie unterrichten samstags. Die Schulen sollen nun angeben, welche „Eigenleistungen“ in Form von „Stiftungsmitteln“ oder „Elternmitarbeit bei der Essenausgabe“ sie leisten können. Ferner sollen sie wählen, ob sie eine Ganztagsschule anbieten oder eine, die nur für einen Teil der SchülerInnen verpflichtend ist.
Als Entscheidungshilfe hat die Behörde drei Modelle entwickelt, wobei die „Modellvariante I“ nur eine 45-minütige Essenspause für die Klassen 7 bis 10 vorsieht, die künftig 34 Pflichtstunden haben. „Modellvariante II“ sieht noch mal 45 Minuten Hausaufgabenhilfe und Freizeitangebot für diese Schüler vor, das dritte Modell versorgt alle SchülerInnen mit Essen und Betreuung.
Lehrer- und Elternkammer haben das Vorgehen der Behörde kritisiert. „Wenn den Gymnasien nicht gesagt wird, wo das Geld für Betreuung herkommt, können sie nicht planen“, sagt Elternkammersprecherin Sabine Bick. Ohne Geldzusagen müssten die Schulen die „kleinste Lösung“ wählen, obwohl Variante III die pädagogisch sinnvollste wäre. Auch könne nicht erwartet werden, dass die Eltern für alle Schüler kochen.
„Es reicht nicht, ein Theater zu bauen. Man muss auch die Schauspieler dafür haben“, räumt Albrecht Gleim ein, der in der Behörde die Planungsabteilung leitet. Doch obwohl es keine „letzte Klarheit“ über die künftige Ausstattung mit Betriebsmitteln gebe, sei es sinnvoll, dass die Schulen jetzt Ideen entwickeln. Schließlich gebe es dort schon heute eine Fülle von nachmittäglichen Aktivitäten, die man integrieren müsse. KAIJA KUTTER