: Theater als Fernsehkanal
betr.: taz bremen v. 13. 5. „Meine Vision für das Bremer Theater“
Visionen sind ja erst Mal etwas Schönes, leider erfindet Herr Frey aber das Rad nicht neu: Co-Produktionen wurden schon in den 80er Jahren angedacht, als die Staatszuschüsse zu bröckeln begannen. So versuchte Rolf Liebermann die Hamburger Oper mit anderen Häusern zu „vernetzen“ – leider stellte man dann aber fest, dass es keine genormten Bühnen weltweit gibt, woran fast jede Inszenierung scheiterte. Tobias Richter in Bremen konnte eine Inszenierung von der Scotch Opera einkaufen – mehr ging wohl nicht. Und in noch einem Punkt wird Herr Frey sich irren: die Bevölkerung will „ihr“ Ensemble sehen, ihre Lieblinge in verschiedensten Rollen – wie auch das Stadttheater seine Identifikation mit seiner Stadt braucht.
Was Herr Frey erzielt ist ein Theater wie ein Fernsehkanal, auf dem der Programmdirektor mittels Einschaltquote diverse Produktionen abspielen lässt. Und noch eines halte ich für sehr bedenklich: Herr Frey gibt den jeweiligen KultursenatorInnen seiner Vertragslaufzeit einen Freibrief für weitere Etatkürzungen, die er kampflos hinzunehmen gedenkt. Unter diesem Aspekt kann man denn auch verstehen, warum sich Senator Kastendiek für Herrn Frey ausgesprochen hat (...) MICHAEL KLAWITTER, Bremen