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Theater, Philosophie, Orgasmus

■ Anselm Weber über den Heidenspaß mit Gott von Woody Allen

Anselm Weber ist in Hamburg bislang für schwere Kost bekannt – zur letzten Spielzeiteröffnung lieferte er einen umstrittenen Abend mit einer Kombination von Lessings Nathan und Marlowes Juden von Malta. Nun überrascht der 31jährige Spezialist für intellektuelles und doch publikumwirksames Theater mit einem Woody Allen-Stück als „Late Night“.

Gott ist eine vielschichtig gebaute, absurde, manchmal fast klamaukige Komödie über Gott, das Theater und das Problem des Orgasmus. Zwei antike Griechen, Schauspieler und Autor, suchen für ihr Stück einen passenden Schluß und bekommen unerwartete Hilfe von einer attraktiven New Yorker Philosophie-Studentin aus dem Publikum. Schließlich mischen sich der Autor des Stückes und weitere Zuschauer ein, und am Ende ihrer Aufführung muß doch Gottvater Zeus aushelfen. „Das Ziel ist, erst einmal eine gute Komödie zu machen“, so Weber zur taz, „wir machen die Late Night, damit die Leute anstatt ins Spätkino ins Theater gehen.“ Entscheidend bei den nur dreiwöchigen Proben war ihm Arbeit am richtigen Timing, besonders für die vielen Sprünge in verschiedene Theaterebenen. Dabei orientierte sich Anselm Weber durchaus an dem New Yorker Meister-Komiker. „Man muß versuchen, diese Allensche Komik zu bedienen, diese Mischung aus Understatement, die ja teilweise ganz tragisch ist, und dem Hang zum puren Slapstick.“ Doch den Philosophie-begeisterten Weber interessiert natürlich mehr als das pure Entertainment. „Das Wesentliche an dem Stück ist, daß es extrem komplizierte Themen, nämlich die Frage ,Gibt es Gott?' und andere metaphysische Fragen auf eine wunderbar lapidare Antwort bringt.“ Gott ist zwar für jeden Zuschauer verständlich, aber vollgespickt mit Zitaten und Anspielungen auf die abendländische Kultur.

Neben den philosophischen Themen berührt Gott Fragen des Theaters. Wie hat ein Stück auszusehen? Was ist ein guter Schluß? persifliert die Tradition der Antikenaufführung. „Ein Heidenspaß“, so Weber, „eine Komik, die vor allem durch die ständigen absurden Grenzüberschreitungen zwischen Bühne und Zuschauersaal entsteht. Falls reale Zuschauer eingreifen, improvisieren wir.“ Für Antworten auf die gestellten Fragen fühlt Weber sich nicht zuständig – ganz nach der Devise des Stückes: „Das Theater ist zur Unterhaltung da“, sagt eine Figur des Stücks, „wenn ihr eine Botschaft übermitteln wollt, wendet euch an die Post.“ Worauf der Postbote mit einem Telegramm erscheint: „Fürs Publikum. Es ist die Botschaft des Autors.“

Niels Grevsen

Schauspielhaus, Fr., 10. 3., 23.00 Uhr, 14. + 22.3. jeweils 21.00 Uhr

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