: Theater-Etat: Selters statt Sekt
Mit weniger Geld als erwartet soll das Bremer Theater in diesem und dem nächsten Jahr spielen. Das schlägt die Kultursenatorin in ihrem Entwurf für den Bremer Kulturhaushalt 1996/97 vor. Die Beschlußvorlage, über die die Kulturdeputierten am 7.2. beraten werden, folgt damit dem umstrittenen „Theaterfinanzierungsmodell“, auf das sich die Koalitionspartner vor sechs Wochen geeinigt hatten.
Darin wird der Fünf-Jahres-Vertrag zwischen Stadt und Theater teilweise revidiert. Um den steigenden Personalkostenanteil abzudecken, sollte das Theater (Etat 1995: 41.769.790 Mark) eigentlich eine pauschale Erhöhung um drei Prozent pro Jahr bekommen – der Mittelwert für die neuen Tarifabschlüsse. Dies aber soll im neuen Haushalt wegfallen – „ein Zeichen für unverzichtbare Einsparungen“, wie Senatorin Bringfriede Kahrs (SPD) gemeinsam mit den DeputationssprecherInnen erklärte. Die CDU fordert inzwischen allerdings die volle Einhaltung des Theatervertrages. Und die SPD peilt eine Etatanhebung in Höhe der tatsächlichen Tarifabschlüsse an – bei einer Nullrunde also null Mark mehr.
Die Senatorin allerdings geht weiterhin davon aus, daß die Koalitionspartner „sich in diesem Punkt einig sind“, wie ihre Sprecherin gestern auf Anfrage erklärte. Im Theater hingegen Frustration. Geschäftsführer Rolf Rempe erklärte, bei der jüngsten Tanztheater-Premiere hätten ihm verschiedene Parteien signalisiert: „Sie können schon mal den Sekt kaltstellen“. Im Haushaltsentwurf aber ist von einer Rücknahme der Kürzungen nun nichts zu sehen. Rempe kann sich allerdings „aus kaufmännischer Sicht“ mit der neuen SPD-Linie anfreunden: „Wenn uns die nachweisbaren Lohnsteigerungen ersetzt werden, ist das für mich eine Lösung, die dem Geist des Vertrages entspricht.“ Bedingung: Diese Regelung könne nur dann gelten, „wenn der Fünf-Jahres-Zusammenhang erhalten bleibt“. Ohne langfristige Planungssicherheit sei ein Projekt wie die Wagner-Oper, mit der man die nächste Spielzeit eröffnen will, nicht machbar. Eine Unwägbarkeit bleibt für den Kulturhaushalt auf jeden Fall: Wenn es keine Nullrunde gibt, sondern tatsächlich eine Tarifsteigerung um drei Prozent, muß nachträglich über eine Million Mark zugunsten des Theaters von anderen Einrichtungen abgezogen werden. taz
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