piwik no script img

Teures Handheben in Zetel

■ Wesermarsch-Gemeinde Zetel wählte Gemeindedirektor ab Kosten für die kleine Gemeinde: Eine Viertelmillion

Im Sitzungssaal des Schlosses Neuenburg fand gestern morgen um neun eine denkwürdige Ratssitzung statt, deren Ausgang die Gemeinde Zetel noch um ihr Stadtsäckel wird bangen lassen. 21 Abgeordnete von SPD, CDU und FDP entließen in namentlicher Abstimmung den Gemeindedirektor Erhard Meyer mit sofortiger Wirkung. Belastung für den Gemeindehaushalt: rund eine viertel Million Mark. Begründungen sind nicht zu liefern, besagt die niedersächsische Gemeindeordnung. Eine dreiviertel-Mehrheit reicht aus, um ein „nachhaltig gestörtes Vertrauensverhältnis zwischen Rat und Gemeindedirektor“ zu dokumentieren. Mit der Abwahl setzte ein erneutes Rätselraten um die Hintergründe an. Gemeindedirektor Meyer (CDU), seit 1985 in Zetels Diensten, bildete anfänglich mit

Bürgermeister Kammer (CDU) ein unzertrennliches Paar. „Wie Zwillinge“ seien sie gewesen, schildern Ratsabgeordete. Bis die CDU-Fraktion ihren Gemeindedirektor fallen ließ und sich einem Abwahlantrag der SPD anschloß. „Probleme im verwaltungstechnischen Sektor“ oder „Defizite im Informationsbereich“ seien die Gründe, mehr Auskünfte waren gestern bei offiziellen Stellen nicht zu erhalten.

Die Gerüchteküche favorisierte dagegen andere Versionen: Meyer sei das Opfer, das die SPD als stärkste Fraktion gefordert habe. Bürgermeister und Gemeindedirektor von der CDU, das sei den Sozialdemokraten nicht länger zuzumuten gewesen. Dementsprechend hoch stehen die Wetten in Zetel, daß der nächste Gemeindedirektor ein SPD-Mitglied sein wird.

anh

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen