Kommentar (vgl. S. 23): Teurer Quargel
■ McKinsey blamiert nicht nur sich
Wenn PolitikerInnen ratlos sind, machen GutachterInnen Geschäfte. Eine Million Mark war es der Bremer Landesregierung wert, die Kulturförderung durch die Unternehmensberatungen Mc- Kinsey und Culturplan unter die Lupe nehmen zu lassen. Die Firmen hatten nur vier Monate Zeit für ihre Analyse. Mit zum Teil zweifelhaften Thesen war also zu rechnen. Nicht zu erwarten war allerdings ein derart rufgefährdender Quargel, den McKinsey im Untersuchungsabschnitt Bremer Theater verbreitet.
Wenn sich die Weltsicht als eine Sammlung flotter Charts buchstabiert, passieren schon mal Flüchtigkeitsfehler: Angefangen bei vergessenen Bilanzpositionen von Vergleichstheatern bis hin zur munteren Jonglage mit „Einsparpotentialen“ist ein Großteil dieses Gutachtens nichts als eine Fingerübung für angehende Betriebswirte und zugleich als Bewerbung für ein Anschlußgutachten verfaßt – man sollte es mit dem Vermerk „unqualifiziert“zurückschicken.
Doch die Dürftigkeit zumindest dieses Untersuchungsabschnitts fällt zurück auf die Auftraggeber. Das Problem des Bremer und der anderen Stadttheater ist ein Problem der Fixkostenökonomie: Der Apparat wird immer teurer, der künstlerische Spielraum geringer. All das ist seit Jahren bekannt und ein bundesweites Phänomen. Doch statt mit fachlich fundierten Initiativen zu glänzen, leistet sich dieser Senat lieber stapelweise Flipcharts. Christoph Köster
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