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Teufel - Teufel

■ Rote Grütze zeigt F. K. Wächters »Luzi«. Ein Monolog über die Liebe und das Frausein

Er hat zunächst einen durchaus ulkigen Auftritt: der schwarz befrackte, weiß angemalte Geiger, dessen zweiteiliges Kunstwerkzeug schon vor uns auf einem einsamen Stuhl ruht, tritt durch einen Spalt im Hintergrund auf. Wie aus Versehen. Er greift zum Instrument, fiedelt ein bißchen hier, ein bißchen da, hält mitten in der schönsten Phrase inne, um zu sehen, wie sein Gegenüber reagiert; sollte gerade eine Flasche Bier tosend umfallen spielt er auch schon mal abrupt leiser. Kurzum: ein hemdsärmeliger Musikclown spielt hier taspig auf und erfreut durchs umständlich Naive.

Doch da erscheint auf der Empore ein zweites Wesen, nicht weniger tapsig, nicht weniger naiv, dafür nun aber ganz weiblich. Schaut uns an — die lustige Gestalt, ruft begeistert: »Oh,Menschen«, und flugs stiehlt sie ihm die Schau, ist sie heruntergekommen und fragt, ob Franz da sei. Weil sich niemand dieses Namens zu erkennen gibt, erzählt uns die rotbenaste Frau im überdimensionierten, das Vertikale arg betonenden Kleid, dann eben, wie es um sie steht und wer sie eigentlich ist.

Luzifa, (Luzi genannt) Gottes zweite (schlechtere?) Hälfte ist sie, die Schlange im Paradies, der bereitliegende Apfel, aber auch: die Vertreterin der wahren, eben sinnlichen Liebe und darum auch das einzige (halb)göttliche Wesen, das wirkliches (verliebtes) Interesse am Menschen hat. Sie trägt ihre ganz eigene Version von der Schöpfungsgeschichte des Herrn vor, von dem sie einiges erstaunlich Lieblose zu berichten hat.

So ist es nur konsequent, daß sie nach dem Sündenfall allein auf der von Gott geschmähten Erde die Liebe zu entdecken hofft. Doch der »Fürst« verfolgt sie in der Gestalt des Loosers und spannt sie dem Menschen, den sie gerade für sich entdeckt hat, in einer Geisterfahrt durch den Rummelplatz der Großstadt wieder aus. So läuft sie jetzt irritiert irritierend durch die Erdenwelt und sucht die Liebe, sucht ihren Franz, dem sie einen Brief geschrieben hat, der ihr im Ausschnitt steckt.

Agnes Giese spielt die Luzi mit akrobatischem Einsatz und einer tiefen Stimme, die sich mit ihrem treuherzigen Gesichtsausdruck herrlich reibt. Mit groß aufgesperrten Kulleraugen erlebt sie, wovon immer sie gerade spricht. Die ihr aufgegebenen Steigerungen zum Entsetzen, zur Wut, zur Hilflosigkeit überfallen sie mehr, als daß sie sie meistert, und so können ihr einige Manierismen der Wortregie (Rolf Johannsmeier) wenig anhaben. Keine teuflische Verführerin, sondern eine kindlich Staunende, deren erotische Austrahlung zwischen herber Kühle und kindlicher Süße heftig schwankt.

Ulli Bartel begleitet den Monolog kongenial auf seinem Instrument, dem er allerlei Töne und Geräusche zu entlocken vermag, die unsere Vorstellungskraft mitunter arg erstaunen und belustigen. Nach 60 Minuten hat Luzi ihre Geschichte erzählt und macht sich wieder davon: ihren Franz zu suchen — dem Mann wär' dieser Teufel wohl zu gönnen. baal

Weitere Vorstellungen: 5., 6., 8., 9., 10. sowie 12./13. Mai um 20.30 Uhr in der Ölberggemeinde, Lausitzer Straße

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