Inflationsrate sinkt im März auf 2,2 Prozent

Laut einer Umfrage planen immer weniger Unternehmen, die Preise für ihre Produkte anzuheben

Von Simon Poelchau

Die Zeiten explodierender Lebenshaltungskosten scheinen vorbei zu sein: Die Inflationsrate lag in Deutschland im März bei nur noch 2,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag auf Grundlage erster Schätzungen bekanntgab. Das ist der tiefste Stand seit drei Jahren. Im Februar waren es noch 2,5 Prozent gewesen. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine, in dessen Folge insbesondere die Preise für Energie und Lebensmittel angehoben wurden, stieg die Inflation zeitweise auf über zehn Prozent. Insbesondere arme Haushalte litten darunter, weil sie einen besonders großen Teil ihres Einkommens für Lebensmittel und Energie ausgeben. Folglich waren ihre haushaltsspezifischen Inflationsraten zeitweise deutlich höher als jene anderer Haushalte.

Die Inflation dürfte in den kommenden Monaten weiter sinken. Laut einer Umfrage des Münchner Ifo-Instituts wollen immer weniger Unternehmen ihre Preise anheben. Demnach ist die sogenannte Ifo-Preiserwartung im März auf 14,3 Punkte gesunken, nach 15,0 im Februar. Das ist der niedrigste Wert seit drei Jahren. Dabei geben die Punkte in diesem Index an, wie viel Prozent der befragten Unternehmen per Saldo ihre Preise erhöhen wollen. Laut der aktuellen Ifo-Umfrage planen dies vor allem im Einzelhandel und in der Gastronomie deutlich weniger Unternehmen als in der Vergangenheit. Dabei spüren beide Branchen besonders deutlich, dass die Ver­brau­che­r*in­nen unter den in den letzten zwei Jahren massiv angehobenen Preisen leiden und deswegen sparen.

„Die Inflation ist weiter auf dem Rückzug und dürfte im Sommer unter die Zweiprozentmarke sinken. Aus deutscher Sicht spricht nichts gegen eine baldige Zinssenkung durch die EZB“, kommentiert Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser die Trendwende bei der Inflation. So peilt die Europäische Zentralbank (EZB) als Ziel eine Inflation von zwei Prozent an. Zur Bekämpfung der extremen Teuerungsraten hat sie deswegen von Juli 2022 bis September 2023 insgesamt zehnmal ihre Zinsen angehoben. Der wichtigste Leitzins beträgt derzeit 4,5 Prozent.

Weil die Inflation zurückgeht, hohe Zinsen das Wirtschaftswachstum bremsen und die Konjunktur in Deutschland lahmt, wurden in letzter Zeit Forderungen nach einer Zinswende lauter. Es mehren sich die Zeichen, dass die EZB dem bald nachgeben könnte. Zentralbankchefin Christine Lagarde stellte jüngst bei einer Rede an der Universität Frankfurt in Aussicht, dass die EZB im Juni über genügend Konjunkturdaten verfügen könnte, um über erste Zinssenkungen zu entscheiden.

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