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Testsonde auf dem Mars läuft prächtig

„Pathfinder“ und sein Beiboot „Sojourner“ funken munter Bilder. Nasa begeistert von Beweisen über Wasserfluten vor Milliarden Jahren – Forscher wundern sich über die Aufregung  ■ Von Reiner Metzger

Berlin (taz) – Riesige Flutwellen, die das Becken des Mittelmeers füllen würden, haben laut der Nasa vor Milliarden Jahren das Tal durchquert, in dem die Mars- Sonde Pathfinder gelandet ist. Der Nasa-Wissenschaftler Matthew Golombek sagte gestern, die Ergebnisse würden die Frage aufwerfen, ob der Mars früher viel wärmer und feuchter gewesen sei. Eine Bejahung dieser Frage würde außerordentliche Folgen haben. Denn Wasser sei schließlich die Voraussetzung für Leben.

Von der Nasa veröffentlichte Bilder zeigen auch, wie das Mars- Auto „Sojourner“ am Montag an den von den Wissenschaftlern „Barnacle Bill“ getauften Stein heranfährt und sein Spektrometer gegen ihn drückt. Erste Ergebnisse des vom Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz konstruierten Meßgerätes deuten darauf hin, daß es sich um Sandgestein handelt, das auch Granit-Merkmale aufweist. Das Fahrzeug soll jetzt weitere Steine untersuchen.

Deutsche Forscher wundern sich etwas über die Aufregeung, die die Wasserspuren auslösen. Schließlich kreiste schon 1972 die US-Sonde Mariner 9 um den Mars und lieferte Bilder der dortigen Urstromtäler. Deren Oberfläche war deutlich abgeschliffen. Das wurde schon damals als das Ergebnis von fließendem Wasser oder mahlenden Gletschern gedeutet. Auch als 1976 kurz hintereinander Viking 1 und 2 Landestufen auf die Oberfläche sandten, wurde die alte Vermutung von Wasser auf dem Mars durch ihre Funkbilder bestätigt.

„Eine wichtige Frage ist: Wie warm war es früher auf dem Mars?“ So Ernst Hauber, Geowissenschaftler am Institut für Planetenerkundung in Berlin. Laut Hauber gab es früher eine dichtere Atmosphäre auf dem Mars. „Aktive Vulkane stießen riesige Mengen Gas aus und heizten so die Luft auf wie derzeit auf der Erde.“ Der Vulkanismus auf dem Mars ist jedoch verschwunden. Wichtig ist nun laut Hauber die Suche nach dem Kohlenstoff der Atmosphäre. Er könnte in Form von Karbonaten in Gesteinen gebunden sein.

„Die Pfadfinder-Mission ist jedoch weniger eine wissenschaftliche als eine technische“, meint Hauber. Sie leitet eine Serie von zehn Mars-Expeditionen in den nächsten Jahren ein. Dabei hat die Nasa einen neues Motto: „Schneller, besser, billiger“. Deshalb kreiste Pfadfinder auch nicht erst um den Mars, sondern fiel gleich an Fallschirmen auf die Oberfläche. Mit gut 460 Millionen Mark kostet der Flug nur etwa halb soviel wie bisherige Missionen.

Kommentar Seite 10

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