: Testbild blieb ausgeschaltet
■ Sexismusvorwurf bringt die "Testbildtester" in die Klemme und in Sorge um ihren Ruf
Testbild blieb ausgeschaltet
Sexismusvorwurf bringt die „Testbildtester“ in die Klemme und in Sorge um ihren Ruf
Das Straßenfest vom letzten Wochenende am Kreuzberger Fränkelufer ist vorbei, für einige allerdings noch nicht vergessen. Zu letzteren gehören die 15 Mitglieder der Rockgruppe „Testbildtester“, die ursprünglich dort spielen sollten.
Angefangen hatte der Ärger mit einem Auftritt der „Testbildtester“ auf der Vobo-Fete in der TU. Wie immer hatten Daggi, Sugar und Konstanze dabei Gogo-dancing in selbstgeschneiderten Kostümen gemacht. „Sexistische Elemente in der Bühnenshow“, hieß es daraufhin. Außerdem, so wollten es bis in das Fränkelufer dringende Gerüchte wissen, müßten die Testbild-Frauen immer mit der U-Bahn fahren, während die Männer im Auto vorführen. „Wir finden es armselig und peinlich, daß es augenscheinlicherweise immer noch Frauen gibt, die weibliche Erotik auf der Bühne gleichsetzen mit Unterdrückung und Sexismus“, empören sich die Frauen: „Gogo -dancing ist für uns ein künstlerischer Job wie jeder andere, auch wenn die Moralistinnenfraktion unter den Frauen dies wahrscheinlich grundsätzlich verdammt.“ Nicht die Männer, sondern wir selbst bestimmen, was wir tragen, entgegnen sie auf die ihrer Meinung nach „fadenscheinigen Argumente“.
Dennoch: Die Einladung für das Straßenfest wurde vom Veranstalter zurückgezogen (sicher, kiez-faschismus ist auf dauer doch einfacher zu leben. man weiß so richtig, wo's langgeht. sezza). Zu einem ersten Plenum der Vorbereiter sei man/frau nicht gegangen, weil „uns das Ganze grundsätzlich ankotzt“, heißt es bei Testbildners. Auch ein zweites Plenum mußte ohne die Testbildtester abgehen. Da waren nämlich nach Aussage der TBT-Mitglieder nur die Band-Frauen eingeladen. Die Veranstalter für das Fränkelfest betonen dagegen, sie hätten immer wieder versucht, mit den Betroffenen zu reden und die Vorwürfe aus der Welt zu schaffen. Da die Vorbereitungsgruppe selbst die Band kaum kannte, habe sich der Vorwurf, die Gruppe verwende „sexistische Elemente“ und ließe sich deshalb nicht mit „unserer politischen Gesinnung“ vereinbaren, nicht entkräften lassen. Zweimal seien die Testbild-Leute nicht erschienen und auch die Kontaktleute bei der Band seien nie erreichbar gewesen.
Deshalb sei die Band ausgeladen worden. Nachdem aber „unsere Entscheidung von vielen Leuten und den anderen Gruppen scharf kritisiert und allein auf den Sexismus -Vorwurf zurückgeführt wurde, ... haben wir die TestbildTester trotz anhaltender Widersprüche in den eigenen Reihen neu eingeladen“, erklärten die Veranstalter.
Die aber wollten nicht mehr spielen, sind aber dennoch die Leidtragenden der Affäre. „Wir wollen den Vorwurf loswerden, wir seien eine sexistische Band. Das zieht doch Kreise. Wir wurden schon mehrfach angemacht deswegen. Da bleibt was hängen und schadet uns“, sorgen sich die Frauen gemeinsam mit den Bandmitgliedern Heiner und Hartmut. Sie müssten sich in immer wieder neuen Zirkeln den „Mund fusselich reden“, ohne das falsche Image loszuwerden. Hartmut sorgt sich darüber hinaus noch um den „inflationistischen Gebrauch“ des Wortes: „Wem willste denn noch Sexismus vorwerfen, wenn das wirklich mal zutrifft.„taz
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