Terror in Ägypten: Tote bei Anschlag auf Kopten
Wieder richtet sich ein Angriff gegen die koptische Minderheit. Mindestens acht Kopten fallen südlich von Kairo tödlichen Schüssen zum Opfer, auch ein Polizist stirbt.
Fünf Personen seien verletzt worden, zwei davon befänden sich im kritischen Zustand. Über mögliche weitere Täter wurden widersprüchliche Angaben gemacht. Die Terrormiliz Islamischer Staat beanspruchte die Tat für sich.
Es war der jüngste in einer Reihe von Angriffen gegen die christliche Minderheit in Ägypten. Nach Angaben des Innenministeriums eröffnete ein Täter zunächst das Feuer auf eine Geschäft nahe der Kirche, das einem Christen gehört. Danach versuchte ein Motorradfahrer, die Sicherheitsabsperrung vor der Mar-Mina-Kirche in Helwan zu durchbrechen, woraufhin es zu einem Schusswechsel kam. Sicherheitsbeamte, die nicht genannt werden wollten, sprachen von zwei getöteten Polizisten.
Der örtliche IS-Ableger erklärte, der Angriff sei von einem „Sicherheitskommando“ ausgeführt worden. Dabei sei einer seiner Kämpfer zum „Märtyrer“ geworden, hieß es im IS-Sprachrohr Amak.
Ein geflüchteter Verdächtiger
Bei dem Attentäter wurde laut Innenministerium eine Sprengvorrichtung gefunden. Er war demnach bereits in frühere Angriffe verwickelt. Im Internet kursierte ein Video, das offenbar den Schützen zeigt, der mit blutüberströmten Gesicht am Boden liegt.
Während das Innenministerium von einem Angreifer sprach, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Mena unter Berufung auf eine Quelle im Innenministerium, dass ein zweiter Angreifer geflüchtet sei. Nach ihm werde gefahndet. Auch die Koptische Kirche sprach von mehreren Angreifern.
Der Augenzeuge Samir Gerges sagte, die Menschen in der Kirche hätten die Tore geschlossen, nachdem die ersten Schüsse gefallen seien. Geschosse hätten dennoch das Innere getroffen.
Rauth Atta, die während der Tat in der Kirche betete, sagte: „Die Leute hatten Angst und wollten nach ihren Familien in anderen Gebäuden der Kirche schauen. Wir sind für 30 Minuten drinnen geblieben, bevor wir heraus konnten.“ Vor dem Gebäude habe sie überall Blut gesehen.
Ein Sprecher der Koptisch-Orthodoxen Kirche sagte, vor der Kirche seien mindestens fünf Kopten und ein Polizist seien getötet worden. Bei dem Angriff auf das Geschäft seien zwei Kopten umgebracht worden.
Die christliche Minderheit macht etwa zehn Prozent der ägyptischen Bevölkerung aus und ist zuletzt häufiger zum Ziel von Terroristen geworden. Bei Angriffen auf Kopten sind seit Dezember 2016 mehr als 100 Menschen getötet und etliche verletzt worden. Vor den Feiern zum orthodoxen Weihnachtsfest am 7. Januar hat die Regierung die Sicherheitsmaßnahmen vor Kirchen verschärft. Präsident Abdel Fattah al-Sisi besprach die Vorkehrungen persönlich mit seinen Sicherheitschefs.
Islamistische Extremisten greifen aber auch Angehörige der Sicherheitskräfte und Muslime an, deren Glaubenspraxis sie ablehnen. So hatten Bewaffnete Ende November auf der Sinai-Halbinsel eine Moschee überfallen und 311 Menschen massakriert. Die Moschee wird von Anhängern des Sufismus besucht, einer mystischen Strömung des Islam.
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