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Teppichmafia boykottiert Hilfs-Label

■ Qualitätssiegel für Orientteppiche aus Erwachsenen-Hand

Huschmand Sabet, Inhaber eines großen Familienunternehmens aus Stuttgart, meint es eigentlich gut mit dieser Welt. Sabet, 62, gehört der Religionsgemeinschaft der Bahai an, und als solche wollen er und seine Angehörigen nicht nur Geld verdienen, sondern auch die Ungerechtigkeit zwischen Nord und Süd bekämpfen. Sohn Hafez hat Wirtschaftswissenschaften studiert und hält vor dem Davoser Weltwirtschaftsforum Vorträge, in denen er für eine neue, sozial ausgeglichene Weltwirtschaftsordnung eintritt. Sein Vater sorgt für die Publikation dieser guten Ideen über den „Horizonte- Verlag“. Der Verlag rundet das Programm über Weltbürgertum und Weltinnenpolitik von Huschmand und Hafez Sabet mit Veröffentlichungen von Michael Gorbatschow, Franz Alt, Robert Jungk und Daniel Cohn-Bendit ab.

Ein asiatischer Teppichknüpfer zum Beispiel ist arm dran, weiß Sabet. Bei den gegenwärtigen Austauschbedingungen auf dem Weltmarkt muß er ein Leben lang arbeiten, um den Stundenlohn eines deutschen Ingenieurs zu verdienen. Huschmand Sabet weiß das nur zu gut. Denn mit Knüpfteppichen aus Indien, China und anderen fernen Ländern verdient er als Kaufmann sein Geld. Viel Geld. Auch für eine geplante Direktbeteiligung am Verlag reicht es offensichtlich. An der Preisspirale nach unten, von der auch der ehemals sehr luxuriöse Konsumartikel aus dem Orient nicht verschont geblieben ist, wirkt er indes selber mit.

Nun ist Huschmand Sabet verärgert. Denn seit drei Jahren weisen die Hilfswerke „Brot für die Welt“, „Misereor“ und „terre des hommes“, von ihren indischen Partnerorganisationen dazu aufgerufen, auf die Kindersklaverei in den Teppichmanufakturen hin. Die indischen Menschenrechtsorganisationen pochen auf die Einführung eines Warenzeichens mit dem Namen „Rugmark“. Es wird Orientteppiche auszeichnen, die von ordentlich entlohnten Meisterknüpfern statt von ausgebeuteten und kranken Kindern kommen. Der Unternehmer aus Stuttgart streitet die Schuldsklaverei an den Knüpfrahmen gar nicht ab. Nur daß darüber so negativ gesprochen wird, bereitet ihm Unbehagen. Es gebe unter den Sklavenhaltern ja auch „Wohltäter oder wenigstens ehrliche Menschen“.

Die von einem offiziellen deutsch-indischen Projekt der Entwicklungszusammenarbeit betriebene Einführung des Rugmark- Zeichens paßt ihm ebenfalls nicht. Eine kleine Gruppe von Herstellern, die „Teppichmanufakturen ohne Kinderarbeit“, die von den Menschenrechtsorganisationen überprüft wurden, qualifiziert er als „Nutznießer“ der Kampagne ab. Nicht gerade ermutigend für einheimische, gegen den Strom schwimmende Kleinfabrikanten, wenn marktbeherrschende Abnehmer diese Teppiche ohne Kinderarbeit boykottieren.

Da scheut der trotzige Familienunternehmer auch nicht die Konfrontation mit seiner Handelsvereinigung, dem Bundesverband der Orientteppich-Importeure in Hamburg. Der begrüßt nämlich das Rugmark-Zeichen wärmstens. Und einige Warenhausketten, die den Druck des starrsinnigen Unternehmers nicht zu scheuen brauchen, haben bei Rugmark schon ihr Interesse angemeldet. Johannes Brandstäter

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