: Tennis Borussia zum Erfolg verurteilt
■ Vor dem Rückrundenauftakt gegen Oberhausen am Sonntag um 15 Uhr stehen die Tennis Borussen vor einer schweren Aufgabe
Jede Schneeflocke würdigt Stanislav Levy eines grimmigen Blickes, denn jedes gefrorene Wasserpartikel hat dem Fußballehrer von Tennis Borussia die Vorbereitung auf die am Sonntag gegen Oberhausen beginnende Endphase der zweiten Bundesliga gründlich verhagelt.
„Was wir machen, hat mit Fußball eigentlich wenig zu tun“, schimpft der Tscheche. Zwei Testauftritte gegen Lech Poznan und Bohemians Prag fielen ins Wasser, weil Frau Holle den Rasen des Mommsenstadions schlimmer als Hooligans ramponiert hatte.
Sogar im Training ruhte der Ball oft wegen der großen Rutschgefahr, so daß Levy seine Mannen überwiegend mit einer kreativen Bewegungstherapie aus Sprintübungen und Eisenstemmen im Kraftraum bei Laune halten mußte.
„Zwei, drei richtige Trainingseinheiten wären vor dem Oberhausen-Spiel ganz gut“, fürchtet auch Mittelfeldakteur Bruno Akrapovic um die gute Form der „Veilchen“. Zumal die neue Stürmer-Hoffnung, der Norweger Geir Frigard, dessen Transfer in der Winterpause aus Linz für drei Millionen Mark Ablösesumme als der teuerste Spielereinkauf in die Vereinsgeschichte von TeBe einging, noch nicht optimal in das Mannschaftsgefüge integriert zu sein scheint.
Ausgerechnet jetzt kommt mit Rot-Weiß Oberhausen die „Mannschaft der Stunde“ ins Mommsenstadion. Seitdem Aleksandar Ristic, ein alter Fahrensmann im Trainergeschäft, die Niederrhein-Elf im Herbst übernommen hat, eilt der vormals todsichere Abstiegstip von Sieg zu Sieg. „Natürlich werden wir auch mal wieder ein Spiel verlieren – aber nicht mehr in dieser Saison“, feixt der schlitzohrige Bosnier, der bei keinem Geringeren als dem legendären Ernst Happel beim Hamburger SV sein Handwerk erlernte.
Kollege Levy hingegen erhielt Anfang Februar seinen ersten Vertrag als Cheftrainer, datiert bis 2001, und zwar ohne Kündigungsklausel für den Fall, daß er den Aufstieg in die Bundesliga nicht schaffen sollte.
Aber Insider schätzen die Überlebenschancen des Pragers im Amt als sehr gering ein, sollten im Juni in der Endabrechnung drei Vereine besser stehen als die Charlottenburger. Momentan liegen die Tennis Borussen auf dem sechsten Rang, allerdings mit einer Partie weniger als das Spitzenquintett.
Rund 20 Millionen Mark – weit mehr als die meisten Konkurrenten – investieren die Borussen in die laufende Spielzeit. Levy ist zum Erfolg verurteilt, wohlwissend, daß die Halbwertzeit für Trainer bei TeBe traditionell kürzer ist als anderswo. Geht der wetterbedingte Kaltstart gegen den auf dem zwölften Platz rangierenden Emporkömmling Oberhausen schief, entflammen sicherlich bald heiße Diskussionen um den Trainerneuling. Jürgen Schulz
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