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Telegene Selbstmarginalisierung

betr.: „Ein normierter Aufstand“, taz vom 10. 11. 00

Mit dem riesengroßen Transparent der Antifa („Nazis morden. Der Staat schiebt ab.“) am Pariser Platz war es so:

Es hat durch Größe und Standort eine riesengroße Anzahl Demo-TeilnehmerInnen von dem Geschehen auf der Bühne und Leinwand abgetrennt und aus Promis, Polizei, Antifa und Kameras eine geschlossene Gesellschaft gemacht. Deshalb haben wir uns (ich stand etwa 20 Meter hinter dem Transparent) ewig die Kehlen heiser geschrien und die Antifas aufgefordert, das Ding herunterzunehmen oder sich etwas weiter an den Rand des Platzes zu begeben, wo sie nicht die hinter ihnen stehenden ausgrenzen würden (die Wurstbuden hätten gerne verdeckt werden können). Immer wieder sind Einzelne – darunter eher gesetzte Familienväter – hingegangen und haben auf die TrägerInnen eingeredet. Aber die Antifas wollten sich wohl die Gelegenheit zur telegenen Selbstmarginalisierung nicht entgehen lassen und haben nicht reagiert, bis das Transparent tatsächlich heruntergerissen wurde (ob allein durch die Polizei, habe ich im Gedränge nicht sehen können, auf jeden Fall unter dem Applaus vieler DemonstrantInnen). Schade, dass die richtige und wichtige Aussage des Plakats dann nicht mehr präsent war – aber auf die Leinwand und das betretene Gesicht von Wolfgang Thierse während der Ansprache von Paul Spiegel hätte ich wirklich ungern verzichten müssen. ANDREAS KRATZ

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