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Teddybär als Opernheld

■ Eine ernste Leidenschaft: Die Sammler von Kuscheltieren trafen sich am Wochenende in Berlin

Um sie Kindern zu überlassen, sind Teddybären eine viel zu ernste Sache. Das finden jedenfalls die Freunde der Kuschelbären, die sich am Wochenende im Haus am Köllnischen Park zum 3. Internationalen Teddy- und Puppenfestival trafen. Hauptsächlich HobbykünstlerInnen aus ganz Deutschland boten an 25 Ständen handgefertigte Teddybären, aber auch Glasaugen oder Plüschfelle feil.

Auch wenn es der Laie nur schwer erkennt: Teddy ist nicht gleich Teddy. Veranstalter Mario Stumpf trägt einen Schlips mit Bärenmotiv: „In jedem Teddy steckt die Persönlichkeit des Künstlers mit drin.“ Es sind eher die Kleinigkeiten, die die Kuschelbären voneinander unterscheiden: Mal ist es der Gesichtsausdruck, mal die Form der Nase. Die Teddys von Helga Mieschke haben alle eine unrasierte Schnauze: „Mit der Zeit entwickelt man seinen eigenen Stil“. Nach einem privaten Teddynähkurs verfiel die Berlinerin der bärigen Leidenschaft. „Sie spricht sogar mit den Bären“, verrät ihr Mann. Für Teddyliebhaber nichts Ungewöhnliches.

Auch Marianne Mester hat ein persönliches Verhältnis zu jedem Stück. Sie stellt jedem Bären eine Geburtsurkunde aus. Karin Grundmanns Teddys sind dagegen wirklich ungewöhnlich. Nach eigenem Patent stellt sie spielbare Marionetten her, in der Form einmalig in der ganzen großen Teddywelt: „Unsere Bärionetten gibt es in den Modellen Teddy und Bär.“

Einsamer Höhepunkt der Verkaufsausstellung ist die erstmalige Präsentation der Sammlung von Detlev Iben, der in quadratmetergroßen Kästen Szenen bekannter Opern und Operetten mit Teddys nachgestellt hat. In Richard Wagners „Die Walküre“ nimmt ein äußerst brummiger Wotan gerade Abschied von Brünhilde. In der Gefängnisszene der „Fledermaus“ findet sich ein haariger Graf Orlowski nach der Ballnacht in der Zelle wieder.

Der Opernfreund Iben verband seine Liebe zur Musik mit der Familientradition des Teddysammelns. „Begonnen habe ich mit der originalen Nachbildung der Berghaus-Inszenierung des Barbiers von Sevilla aus dem Jahre 1969.“ Inzwischen hat der Berliner, der in seiner Freizeit als Komparse an der Staatsoper arbeitet, 33 Bühnenwerke nachgebildet. Plüschbären und große Tragödien, paßt das überhaupt zusammen? Für Iben schon: „Bei der Auswahl achte ich auf den besonderen Ausdruck des Teddys. Ernste Rollen werden dann also mit besonders grimmig schauenden Bären besetzt, heitere mit lächelnden Teddys.“

Renate Gessner ist eine der wenigen rein professionellen Anbieterinnen. Manchmal ist auch sie noch über die Begeisterung der Teddyfreunde überrascht: „Manche kommen her und brauchen einfach wieder mal einen Bären. Das ist wie eine Sucht.“ Ocke Bandixen

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