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Technokrat mit politischem Instinkt

Der neue kolumbianische Präsident Gaviria hat eine politische Blitzkarriere hinter sich / Er ist der jüngste Präsident, den das Land je hatte  ■ P O R T R A I T

Cesar Gaviria Trujillo sieht aus wie ein Fähnleinführer der Pfadfinder - wie einer, der es faustdick hinter den Ohren hat. Wenn er sein breites Sunnyboy-Grinsen aufsetzt siegesgewiß tat er das im Wahlkampf ununterbrochen - möchte man dem 43jährigen jugendliche Unschuld unterstellen.

Seine politische Karriere beweist das Gegenteil: mit 25 Jahren Mitglied des Repräsentantenhauses, ein Jahr später Bürgermeister seiner Heimat- und Provinzhauptstadt Pereira, mit 34 Parlamentsvorsitzender. Als Präsident Virgilio Barco 1986 sein Amt antrat, ernannte er den Jungpolitiker erst zu seinem Finanzminister, um ihn dann später zum Innenminister zu machen. Immer wenn der Präsident ins Ausland reiste, übernahm Gaviria die Regierungsgeschäfte und managte routiniert die in Kolumbien alltäglichen Krisen. Dabei hinterließ er einen so guten Eindruck, daß der langjährige liberale Reformpolitiker Luis Carlos Galan ihn 1989 zu seinem Wahlkampfleiter ernannte.

Für den ehrgeizigen Gaviria war das Glück im Unglück: Luis Carlos Galan wurde, vermutlich von der Drogenmafia, im August vergangenen Jahres ermordet, Cesar Gaviria sein Nachfolger. Prompt gewann er im März mit großem Abstand die Wahlen zur Präsidentschaftskandidatur der Liberalen Partei, und die gewöhnlich zerstrittenen Politbonzen mußten sich widerspruchslos hinter den grinsenden Gaviria einreihen.

Wer in so kurzer Zeit so weit gekommen ist, muß ganz besonders in Kolumbien über ein außerordentliches politisches Geschick verfügen. Tatsächlich setzte Gaviria in der unübersichtlichen Parteifürsten-Landschaft Kolumbiens immer auf den Richtigen, nicht zuletzt auf die eher graue Persönlichkeit seines Ziehvaters Virgilio Barcol.

Sein politischer Riecher ist jedoch nur eine der beiden Facetten Cesar Gavirias - die andere ist die ihn umringende Aura des Technokraten. Mit glänzenden Noten absolvierte der damals langhaarige Pilzkopf das Studium der Volkswirtschaft an der Bogotaner Universität Los Andes.

Dort wird nun schon seit Jahren die wirtschaftliche und politische Elite des Landes herangezogen. Ihre Absolventen denken dabei immer eine Spur liberaler, moderner und nordamerikanischer als die der anderen Ausbildungsstätten Kolumbiens.

Für seine Anhänger ist das Gavirias größter Vorzug: mit der rechten Hand die Wahlfürsten liebkosen, mit der linken ihnen ein größeres Reformprojekt untermogeln. Ob Gaviria radikale Veränderungen aber wirklich will, steht angesichts seines vorsichtigen Wahlkampfes in den Sternen. Im Zweifelsfall wird er wohl die Politik Virgilio Barcos fortführen: behutsame Reformen sowie eine Modernisierung des Staates.

Dabei meinen selbst politische Gegner, daß der junge und entschlossene Gaviria in der Öffentlichkeit eine bessere Figur abgeben wird, als sein eher zaghafter und schüchterner Vorgänger. Bei solchen Lobpreisungen pflegt Gaviria zu grinsen: Das sind so die Argumente, die Fähnleinführer gerne hören.

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