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Tausende vermißt, die wehrfähigen Männer interniert

Mit jeder Busladung neuer Flüchtlinge kommen auch neue Schreckensberichte nach Tuzla. Die furchtbaren Geschichten, die die ankommenden Frauen erzählen, konnten bis gestern nicht bestätigt werden, weil die bosnischen Serben allen internationalen Organisationen und Journalisten den Zugang in das Gebiet verwehren.

Nach der Eroberung der UN- Schutzzone Srebrenica durch die bosnischen Serben werden nach Angaben der EU-Kommissarin für humanitäre Angelegenheiten bis zu 15.000 muslimische Bewohner vermißt. Bei einem Besuch in Tuzla, wohin die meisten der Vertriebenen gebracht wurden, sagte Emma Bonino am Samstag: „Das Hauptproblem sind die Vermißten.“ Neben Männern und Jungen ab 16 Jahren, die die bosnischen Serben von ihren Familien getrennt haben, werden der EU- Kommissarin zufolge auch junge Frauen vermißt.

Ungewiß, so Bonino, sei das Schicksal der schätzungsweise 4.000 Jungen und Männer, die die bosnischen Serben seit der Eroberung Srebrenicas im Stadion der von ihnen kontrollierten Stadt Bratunac, nördlich der Schutzzone, festhalten würden.

Der UN-Sicherheitsrat forderte die bosnischen Serben am Wochenende auf, die Gefangenen sofort freizulassen. Ähnlich äußerten sich der deutsche Außenminister Klaus Kinkel und seine italienische Kollegin Susanna Agnelli. Laut Jugoslawien- Vermittler Carl Bildt wollen die bosnischen Serben dem Internationalen Roten Kreuz (IKRK) nun Zugang zu den gefangenen Muslimen gewähren. Das IKRK in Belgrad bestätigte die Abmachung zunächst nicht. Hera

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