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Archiv-Artikel

„Tatsächlich so passiert“

Aktive und ehemalige Türsteher lesen im Molotow

Henning Geisler, 42

■ ist seit acht Jahren Türsteher des „Molotow“. Nach Hamburg kam der gebürtige Bremer 1989 zum Politik-Studium.FOTO: PRIVAT

taz: Herr Geisler, kommt heute Abend jeder rein?

Henning Geisler: Jeder, der drei Euro zahlt, kommt rein, aber die Leute sollten früh kommen, es wird voll werden. Eine Altersbeschränkung gibt es heute Abend allerdings nicht.

Wie kommt man darauf, eine Türsteherlesung zu veranstalten?

Die Idee entwickelten im vergangenen Jahr Viktor Hacker, ein Synchronsprecher und schon sehr lange Türsteher auf dem Kiez, und sein ehemaliger Kollege Mark Büttner, der jetzt Lehrer ist. Mich haben sie mit ins Boot geholt, da sich unsere Texte sehr gut ergänzen.

Was sind das denn nun eigentlich für Texte?

Das sind alles Geschichten, die auf selbst Erlebtem fußen. Manche sind durchaus heftig. Viktor schreibt eher Texte mit schwarzem Humor. Mark erzählt dagegen verfremdete Geschichten, die aber tatsächlich so passiert sind.

Und Sie?

Ich würde sagen, ich gebe einen zynischen Kommentar zur Realität ab. Typische Sachen, die an der Tür so passieren: dass man beleidigt wird, oder dass Leute sauer sind, weil man ihren Namen nicht kennt, obwohl an einem Abend gut 5.000 Leute an einem vorbeilaufen können. Oder wenn Leute vorbeikommen, die auf Drogen sind – da entstehen schon bizarre Situationen. Wir als Türsteher haben da eine gewisse Distanz zu. Die Leute sind sich oft aber gar nicht bewusst, was sie da so machen.

Sind das alles persönliche Erlebnisse?

Was ich heute Abend schildere, ist mir auch wirklich so passiert.

Wie kamen Sie eigentlich darauf, ihre Tür-Erfahrungen aufzuschreiben?

Ich hab vor ein paar Jahren angefangen, bei Myspace zu bloggen, weil es mich einfach gejuckt hat, ein paar der Geschichten festzuhalten. INTERVIEW: UTE BRADE

„Geschichten aus bösen Zeiten“: 19 Uhr, Molotow