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Archiv-Artikel

Tanz im beleuchteten Container

Von PS

Vielleicht soll es – auch – ein subtiles Sinnbild des allgegenwärtigen Voyeurismus sein. Den indiskreten Blick in vermeintlich fremde Wohnungen lenken, wie es der polnische Regisseur Krzysztof Kieslowskei Anfang der Neunziger in seiner „Drei Farben“-Trilogie beleuchtet hat: Als Bildschirm-Gemäuer aus 15 Container-Elementen gestaltet sich der Bühnenaufbau der Tanz-Performance Magic Light, die von Mittwoch an für fünf Tage am Hauptbahnhof zu sehen sein wird und der nicht zufällig an die Glamour-Performance von vorigen Jahr auf dem Spielbudenplatz erinnert: Die Sucht nach Aufmerksamkeit ist auch in dieser – stärker dem Ensemblegedanken verpflichteten – Inszenierung der Tanzinitiative Hamburg zentrales Thema; zugrunde liegen abermals Überlegungen zur „Ökonomie der Aufmerksamkeit“, die bereits die Performance in St. Pauli bestimmte.

Doch während im vorigen Jahr Solotänzer das Geschehen bestimmten, hat sich in Magic Light zusätzlich der Ensemble-Gedanken eingeschlichen: Mehrere „Fenster“ bzw. Mini-Bühnen des Containers sollen diesmal parallel beleuchtet werden und neben- und miteinander spielende Szenen ermöglichen, die deutlich aufeinander Bezug nehmen. Die Begegnung Hamburger Künstler mit ihren Kollegen aus anderen Städten wird auch hier im Zentrum stehen: HipHop trifft Ballett, populärer Tanz begegnet vermeintlichen Elite-Performances, die normalerweise nicht zu den Massenereignissen zählen; auch dies durchbricht die frei zugängliche Inszenierung am Hachmannplatz.

Den Hintergrund wird ein programmiertes Lichtsystem bilden, das einer eigenen Choreographie folgt: Licht als allgegenwärtiges, im Alltag aber kaum noch zur Kenntnis genommenes Steurerungselement von Aufmerksamkeit wird sich hier offenbaren, das – und auch dies soll die Inszenierung deutlich machen – es an Dominanz durchaus mit jenen Mammut-Plakaten aufnehmen kann, die Blick und Gedanken alltäglich so effektiv trüben. PS

Magic Light: 7.–11.9., jeweils 20.30 Uhr sowie 10.9. um 15 Uhr auf dem Hachmannplatz am Hauptbahnhof. Der Eintritt ist frei