: Tanz die Walpurga
Traditionellerweise sollte man sich tanzend auf den Weg hinein in den Mai machen. Morgen treten dabei im Pfefferberg mittelalterliche Gestalten auf, und der Bastard rockt
Angeblich ist es ja so, dass, kaum ist es draußen ein paar Grade wärmer geworden, es den Menschen in die Glieder fährt. Es hebt dann ein Rumoren an und ein Zucken, von der vermehrten Ausschüttung bestimmter Hormone ganz zu schweigen. Frühlingsgefühle! Andererseits steht dem ein Phänomen entgegen, das mindestens ebenso weit verbreitet ist. Der Mund klafft weit auseinander, ein Geräusch dringt aus der Tiefe wie aus einem Höllenschlund. Es ist das große Gähnen. Die Menschen sind im Frühling nämlich gar nicht so, wie sie sein sollten, sie machen, bevor es richtig losgeht, schon schlapp. „Frühling ist, wenn man Sex will, aber keine Lust hat“, sagt die lebensweise Diseuse Georgette Dee, besser kann man es gar nicht sagen. Aber was soll man tun? Vielleicht hilft es ja, sich auf Rituale zu besinnen, auf uralte Blocksbergtraditionen. So eröffnet morgen der Pfefferberg seinen lauschigen Sommergarten mit Gestalten, die „Berit die Blume des Tanzes“ heißen, „Baruch der Franke“ und „Mechthild Hexengeige“. Alles schwer walpurgisnachtverdächtig und stimmungsvoll, Tanz mit der Sackgeige inklusive. Wer nicht ganz so weit in die Vergangenheit zurückwill, zieht ein paar Straßen weiter in den Bastard des Prater, wo die „United Colors of College Rock“ ebendiesen auflegen. Danach darf man getrost der Müdigkeit nachgeben und den 1. Mai mit seinen Straßenschlachten einfach verschlafen.