piwik no script img

Tamile in Abschiebehaft

■ Bremen schafft Präzedenzfall / Offenbar Versagen des Rechtsanwalts

Zum ersten Mal in Deutschland hat Bremen jetzt einen tamilischen Flüchtling in Abschiebehaft genommen und plant noch für diese Woche seine Abschiebung in das Bürgerkriegsland Sri Lanka.

Der 21jährige S. Shiyamalan hatte 1989 in Bremen einen Asylantrag gestellt, der erst vor drei Wochen rechtskräftig abgelehnt wurde. Dabei sei Shiyamalan in Sri Lanka zunächst von indischen Besatzern zum Militärdienst gepreßt und später von srilankanischem Militär gefoltert worden, heißt es in einer Erklärung von Amnesty International. Und im August seien Shiyamalans Heimatort bei einem Bombenangriff zerstört und mehrere seiner Verwandten getötet worden.

Ursache für die Ablehnung des Asylantrags des Tamilen war offenbar grobe Nachlässigkeit seines Bremer Anwalts, der versäumt hatte, die Fluchtgründe seines Mandanten vor Gericht darzulegen. Shiyamalan hat davon erst am vergangenen Freitag bei seiner Verhaftung erfahren. Sein neuer Anwalt versucht nun, mit einem Eilantrag beim Verwaltungsgericht die für Mittwoch vorgesehene Abschiebung doch noch zu stoppen.

„Rechtlich stehen wir in diesem Fall in guten Schuhen da, menschlich aber mit schlechtem Gewissen“, kommentierte gestern der zuständige Leiter des Stadtamtes, Hans-Jörg Wilkens. Heute will er den Fall noch einmal prüfen.

Gegen die mögliche Abschiebung Shiyamalans findet heute um 11 Uhr vor der Ostertor-Wache eine Demonstration statt. Ase

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen