: Take a walk on the wild side
■ Die Berlin Challengers verloren in der Baseball-Bundesliga mit 8:11 gegen die Lokstedt Stealers
Westend. „Es ist vorbei, es ist vorbei“, jammerten die Fans der Berlin Challengers bereits vor dem neunten und letzten Inning, wandten sich resigniert vom Treiben auf dem Rasen ab und den brutzelnden Hamburgern und wohlgefüllten Bierbechern zu. Mit 7:11 lag der Vizemeister der vergangenen Saison gegen die Lokstedt Stealers zurück, eine Niederlage in der ersten Heimpartie der neuen Spielzeit war nicht mehr abzuwenden. Im letzten Durchgang gelang nur noch ein Pünktlein zum 8:11.
Dabei hätte die Saisonpremiere bei sommerlichen Temperaturen eigentlich ein munteres, buntes Volksfest werden sollen, gekrönt durch den selbstverständlichen Sieg gegen die Hamburger Gäste. Schließlich hatten die Berliner im letzten Jahr nur ein einziges Mal zu Hause verloren, im Meisterschaftsfinale gegen die Mannheim Tornados, und während der Punktrunde auch auswärts lediglich eine Niederlage kassiert — die allerdings in Lokstedt.
Dennoch glaubte kaum einer der 750 Zuschauer ernsthaft an eine Wiederholung dieses Ausrutschers, nicht einmal, als das wahrhaft international besetzte Challenger-Team — mit Akteuren aus Nikaragua, Venezuela, Kuba, der Dominikanischen Republik, den USA und Berlin — ein völlig verkorkstes zweites Inning hinlegte. Die Batter der Stealers trafen in dieser Phase das kleine Bällchen fast nach Belieben, während es den Berlinern beständig durch die Fanghandschuhe glitschte. In aller Gemütsruhe absolvierten die Gäste ihre Runs und lagen im Handumdrehen mit 7:1 in Führung.
Das mache nichts, solch einen Einbruch gäbe es jedesmal, war die einhellige Meinung am Spielfeldrand, und tatsächlich kämpften sich die Challengers mit ihren Pitchern, dem Koch Michael de Gelmini und dem nikaraguanischen Elektronik- Ingenieur Marvin Martinez, Punkt für Punkt heran und glichen bis zum sechsten Inning sogar aus.
Für jede Phase der Partie dröhnte die passende Musik aus den Lautsprechern. Take a walk on the wild side raunzte Lou Reed, wenn der Batter einen walk herausgeholt hatte, Shiny happy people holding hands trällerte R.E.M., als ein Berliner einen Lokstedter über den Haufen rannte und dieser mit Nasenbluten liegen blieb.
Im sechsten Inning ging es dann wieder steil bergab für die Challengers. Nicht einmal dem Kriminalkommissar in Berliner Baseball- Diensten, Andreas Buchholz, gelang es mehr, den Geheimnissen des 149 Gramm schweren Balles auf die Schliche zu kommen. Schon vor Erreichen der ersten Base wurde er von den Stehlern aus Lokstedt verhaftet.
Den meisten seiner Mitspieler erging es zur Freude der über die mittelmäßigen Leistungen ihrer Konkurrenten tiefbeglückten Hamburger nicht besser. Geradezu blitzartig waren sie ausgeschieden. 10:7 für Lokstedt stand es nach dem sechsten Inning, ein Rückstand, an dem sich die selbstdesignierten Meisterschaftsanwärter aus Berlin in den letzten drei Durchgängen vergeblich die Zähne ausbissen. Matti
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