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Tagebaue mit Zukunft rar

■ Brandenburger Energiekonzept: Sechs der 17 Braunkohlenreviere haben eine Zukunft/ Stillegungen werden „erhebliche Konsequenzen“ haben

Potsdam. Nur sechs der 17 Tagebaue im Lausitzer Braunkohlenrevier haben eine Zukunft. Das geht aus den Leitlinien für ein brandenburgisches Gesamtenergiekonzept hervor, die Wirtschaftsminister Walter Hirche (FDP) nach einer zweitägigen Konferenz zur Zukunft der Braunkohle am Dienstag in Potsdam erläuterte. Danach sollen vier Tagebaue im brandenburgischen und zwei im sächsischen Teil der Lausitz erhalten bleiben. Das Konzept werde im Spätherbst vorgelegt.

Mit den geplanten Stillegungen seien „erhebliche Konsequenzen“ für die Mitarbeiter verbunden. Bis zum Jahr 2000 werde nur noch ein Drittel der Beschäftigten im Braunkohlebergbau Arbeit finden. Von einem Berufswechsel seien 50.000 Menschen unmittelbar und 130.000 indirekt betroffen. Der größte Teil davon könne auf neue Stellen im Bereich der Altlastensanierung oder in ausgegliederten Betriebsteilen umgesetzt werden.

Den Planungen zufolge könnten künftig nur noch etwa 100 Millionen Tonnen Rohbraunkohle aus dem Lausitzer Fördergebiet pro Jahr abgesetzt werden. Davon entfielen 60 bis 70 Millionen Tonnen auf das Land Brandenburg. Voraussetzung dafür seien die künftige Wettbewerbsfähigkeit der Braunkohleindustrie, sagte Hirche. Die Koks- und Stadtgasfertigung werde eingestellt, die Produktion von Briketts stark eingeschränkt. Langfristig habe die Braunkohle aber eine gesicherte Perspektive in Brandenburg.

Hirche ist dagegen, daß ostdeutsche Braunkohle und westdeutsche Steinkohle mit zweierlei Maß gemessen würden. Es sei nicht einzusehen, daß die Steuerzahler die in der Förderung teurere Steinkohle an Rhein und Ruhr subventionierten, während die Braunkohle leer ausginge. Die in Brandenburg auf 14 Milliarden D-Mark geschätzten Kosten für die Altlastensanierung könne nicht allein vom Land getragen werden. Hier müsse sich die Bundesregierung über die Treuhandanstalt beteiligen. Im Streit mit der Treuhand über die Eigentumsverhältnisse an den ostdeutschen Bergwerken hofft Brandenburg auf eine außergerichtliche Einigung. Es sei nicht einzusehen, daß die Behörde das Eigentum an den Bergwerken beanspruche, aber nicht für deren Altlasten aufkommen wolle. Der Treuhand-Generalbevollmächtigte für das Energiewesen, Hans-Peter Gundermann, beharrte auf einer Beteiligung der ostdeutschen Länder an der Sanierung der Altlasten. Die Kosten dafür lägen um ein Vielfaches über dem Wert der Bergwerke. dpa

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