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Tag der Jugend

Die Werder-Amateure verlieren 0:3 gegen die großen Bayern – na und?

Gottchen, ja! Was haben sie sich die Köppe heiß geredet, die Herren Fußball-Experten! Damals! Wie schlecht es doch bestellt sei um den hiesigen Kicker-Nachwuchs. Und – Himmel, hilf! – dass „wir“ die nächsten hundert Jährchen in der großen weiten Fußballwelt nichts zu bestellen hätten. Gehen Sie doch mal spaßeshalber zu den Werder-Amateuren.

Samstag war eine prima Gelegenheit: Die großen Bayern gegen die kleinen Bremer, jaja, 0:3 für die Über-Profis – aber wen interessiert schon ein schlichtes Ergebnis? Wo man doch so viel bestaunen konnte: Wenn DAS die deutsche Fußballjugend ist, dann muss sich der geneigte Zuschauer nur wenig Sorgen um die Zukunft des Lieblingssports machen. In Bremen war – Ergebnis hin oder her – am Samstag Tag der Jugend.

Dabei war das nicht zu erwarten. Nach einem prima Saisonstart waren die Werder-Amateure nämlich arg eingebrochen, hatten zuletzt daheim gegen die BVB-Amateure ganz schlecht ausgesehen und auswärts in Aue vergeigt. Null Punkte, wenig Selbstbewusstsein, dazu der Ausfall von Käptn Schierenbeck, Stammkeeper Walke und der beiden abkommandierten Blank und Barten. „Das muss man sich mal vorstellen“, sagte Amateurcoach Thomas Wolter hernach, „heute haben sechs auf dem Platz gestanden, die noch in der letzten Saison bei mir in der A-Jugend gespielt haben.“ Nach diesem Spiel muss man fragen: Na und?

Von den Bayern war über 50 Minuten kaum etwas zu sehen. Die Herren trabten pomadig über den Platz, ließen den Ball zwar durchaus geschickt durch die hinteren Reihen laufen, doch wenn immer es darum ging, per schnellen Kurzpass die grünen Jungs von der Gegenseite in Verdrückung zu bringen, war Feierabend. Warum? Weil der Werder-Nachwuchs bestens organisiert, hoch motiviert und ziemlich spielstark war. Kann man mehr loben? Lizarazu und Sagnol hatten ordentlich zu tun mit den Jungsprintern Wilking und Lenze und blieben weitgehend wirkungslos. Supertechniker Salihamidzic war völlig von der Rolle, Sturmduo Elber und Pizarro bekamen gegen die starke Werder-Abwehrreihe Schulz-Neunaber-Fütterer kaum einen Stich. Und wenn mal ein scharfes Geschoss auf den Kasten des Bremer Ersatzkeepers Jürgen kam, hielt der dermaßen famos, als stünde er längst in der ersten Mannschaft. Bei den Profis.

Mit ein wenig mehr Routine hätte Werder sogar in Führung gehen können. Doch genau an dieser Routine mangelte es den Bremern vor allem. „Entweder ist der finale Pass noch zu ungenau oder wir sind beim Abschluss zu hektisch.“ Schulterzucken bei Coach Wolter, man sei halt noch nicht so weit. So kam, was in solchen Spielen immer kommt: 51. Minute Elber per Kopf, 63. Pizarro, 64. Ballack – und aus die Maus. Wobei die Amateure nach dem 0:1 noch einmal alle Kräfte mobilisierten und beinahe, beinahe noch zum Ausgleich gekommen wären. Wenn die nicht die Schwächen beim finalen Pass… und beim Abschluss… Aber wen interessiert schon ein doofes Ergebnis? Freuen wir uns lieber auf die Herren Schulz, Wilking und Lenze. Demnächst im großen Theater. Jochen Grabler

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