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Täter gibt es viele

betr.: „Das ultimative Kampfhundrezept“ u. a., taz vom 29. 6. 00

Ihr sicherlich satirisch gemeinter „Vorschlag zur Güte“ ist meiner Meinung nach meilenweit von den Grenzen des guten Geschmacks entfernt.

Sicherlich sind wir einer Meinung, dass gefährliche Kampfhunde wie Waffen zu betrachten und aus dem Verkehr zu ziehen sind. Dazu schreiben Sie ja auch sehr sachlich im Inneren des Blattes. Allerdings mit diesem Kommentar auf der ersten Seite setzen Sie sich auf eine ekelhafte Weise mit dem Problem auseinander. Sie negieren völlig, dass Hunde Wesen sind, die durch den Menschen entweder erzogen oder verdorben werden können; dass Hunde lebende Kreaturen sind, die sich gegen den Missbrauch, der mit ihnen getrieben wird, nicht wehren können.

Die Verbrecher sind die Menschen, die aus einem zunächst unschuldigen Wesen eine Kampfmaschine machen, teilweise mit übelsten Foltermethoden. [...] HILDEGARD LISSE, Aachen

[...] 1991 hatte der damalige NRW-Umweltminister Matthiesen ausnahmsweise mal eine gute Idee gehabt: Gefährliche Hunderassen als Qualzüchtungen zu definieren und mittels Tierschutzgesetz zu verbieten. Fast zeitgleich, als der damals für den Tierschutz zuständige Abteilungsleiter Baumgartner im Bundesministerium für Landwirtschaft und Forsten während eines Ifoam-Symposiums jeden Einfluss irgendeiner Lobby auf die Entscheidungen seines Hauses vehement in Abrede stellte, hatte die „Hundelobby“ die Ablehnung des Matthiesen-Vorschlags durchgesetzt.

Täter gibt es viele. Es sind nicht nur die Hunde und deren Besitzer, sie sitzen auch in den Regierungsverwaltungen. [...]

AXEL GOLDAU , Kritische Ökologie, Berlin

[...] Wie ist es mit anderen Gefahren in der Öffentlichkeit und deren Wahrnehmung? Da gibt es zum Beispiel das häufige Gespann Kampfauto und Kampfherrchen. Das hat deutlich mehr Menschen auf dem Gewissen, steht allerdings nicht so sehr im medialen Interesse. Anscheinend gibt es eine große Differenz zwischen der subjektiven Wahrnehmung und der objektiven Größe eines Risikos.

Kein Politiker käme zum Beispiel auf die Idee, nach dem objektiven Bedarf des Autohalters an einem solchen PS-starken und schnell beschleunigenden Boliden zu fragen. Dabei liegt die Frage doch auf der Hand: Wozu benötigt ein Verkehrsteilnehmer in der derzeitigen Verkehrssituation ein Fahrzeug mit solchen technischen Möglichkeiten? Auf jeden Fall nicht, um einfach von A nach B zu gelangen. Offensichtlich strahlen „Sport“- autos auf gewisse labile Charaktere eine starke Anziehungskraft aus. [...]

Bei Kampfhunden wird argumentiert, dass nicht sie, sondern ihr Herrchen das Problem seien. Das dürfte auch für Kampfautos zutreffen, denn technisch gesehen ist es kein Problem, auch Autos mit Rallyestreifen zivilisiert zu bewegen. Augenscheinlich reicht ein normaler Führerschein nicht aus, um das gefährliche Gespann zu befrieden.

Kampfautofahrer sollten – wie die Hundehalter – entsprechenden Prüfungen unterzogen werden. Wenn sie dann noch belegen können, warum sie solch ein Geschoss gebrauchen und warum ein Pkw nicht ausreicht, dann sollen sie es in Gottes Namen fahren. Vergleicht man Ausmaß und zeitlichen Umfang der beiden Problemfelder „Kampfhunde“ und „Kampfautos“, dann ahnt man, hinter welchem die stärkeren Interessen stehen. Und man erkennt, dass Kampfhunde ein aktionistisches Betätigungsfeld für Politiker sind, damit sie nicht an das größere Problem im öffentlichen Raum heranmüssen. [...] STEFAN LIEB, Berlin

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