piwik no script img

Tacheles wird nicht geräumt

■ OFD zieht Räumungsantrag wegen Verhandlungen zurück

Die drohende Räumung des Tacheles ist vorerst vom Tisch. Bereits vor dem Beginn der Sitzung eines Runden Tisch zwischen allen Beteiligten am gestrigen Nachmittag ließ die Oberfinanzdirektion (OFD) als Eigentümerin wissen, daß man das Kunsthaus an der Oranienburger Straße vorerst nicht räumen lassen wolle.

Damit widerrief die OFD ihre bis zuletzt vertretene harte Haltung gegenüber den Tacheles- Künstlern. Noch am Mittwoch hatte der zuständige Mitarbeiter der Behörde darauf bestanden, daß die Betreiber des Tacheles die Ruine bis gestern verlassen müssen. Andernfalls werde man die polizeiliche Räumung veranlassen.

Als Grund für das Einlenken gab die OFD den jüngsten Verlauf der Verhandlungen zwischen Tacheles und dem potentiellen Investor Fundus an. Die Gespräche seien so weit fortgeschritten, sagte OFD-Sprecher Wolfgang Graßnickel, daß es nun eine deutliche Tendenz zur Einigung gebe. Erst Anfang kommender Woche wolle man nun über das weitere Vorgehen der OFD und eine eventuelle spätere Räumung beraten, sagte Graßnickel. Der nächste Verhandlungstermin zwischen Fundus und Tacheles ist allerdings erst zum 3. Dezember anberaumt.

Bereits am Tag zuvor hatte sich Kultursenator Peter Radunski (CDU) optimistisch gezeigt, daß es zu keiner Räumung des Tacheles kommen werde. Außerdem habe man vereinbart, daß über den konkreten Stand der Verhandlungen ab sofort Stillschweigen bewahrt werden soll.

Bei einem Termin mit der Bauaufsicht gestern früh stellte sich nach Ansicht des Tacheles unterdessen heraus, daß die als Räumungsgrund von der OFD immer wieder genannte Baufälligkeit des Gebäudes übertrieben gewesen sei. Man sei mit der Bauaufsicht übereingekommen, daß Handlungsbedarf bestehe, sagte Tacheles Vorstandsmitglied Peter Langbauer. Dieser sei allerdings nicht so dringend, daß das Gebäude jetzt geschlossen werden müßte.

Diese Auffassung wurde auch an einem Runden Tisch vertreten, zu dem am gestrigen Nachmittag im Kulturamt Mitte alle Beteiligten auf Einladung von Baustadträtin Karin Baumert (PDS) zusammengekommen waren. Dabei wurde vereinbart, daß das Tacheles ein Gutachten über die kurz- und mittelfristig zu behebenden Mängel am Gebäude erstellt. Das Gutachten soll anschließend vom Bauamt überprüft und dann ein Maßnahmenkatalog erstellt werden. Bis zuletzt hatte die OFD die Ansicht vertreten, daß das Gebäude sofort wegen Baufälligkeit geschlossen werden müßte. Uwe Rada

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen