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Archiv-Artikel

TIERWELT

Von DRK

Ach, hätte es an diesem Tag vor 25 Jahren doch geregnet – die Schildkröte meines besten Freundes könnte noch leben! Aber es war eben ein heißer Sommertag, und die Schildkröte spazierte neugierig im Garten umher. Der Mutter meines Freundes war sie allerdings nie geheuer, und statt sie in die Hand zu nehmen und in den Käfig zu setzen, stülpte sie eine Glasschüssel über sie, auf dass sie nicht in die Rabatten gehe.

Das war am späten Vormittag. Die Sonne stieg hoch und höher und brannte auf die Erde runter. Und, wie es gebogenes Glas nun einmal so tut, wirkte die Schüssel wie eine Lupe. Was den Vorteil hatte, dass mein Freund physikalische Gesetze im Alltag bestätigt fand. Und den Nachteil, dass abends nur noch ein Panzer mit vertrocknetem Fleisch darin unter der Schüssel lag. Grausamkeit aus Unachtsamkeit: Der Mutter war das ein bisschen peinlich, sie hieß ihren schockierten Sohn, die Reste sofort in den Müll werfen. Mein bester Freund erzählte später, dass er in seinen Träumen noch lange eine Schildkröte mit ihrer Nase gegen Glas stupsen sah. DRK