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Archiv-Artikel

betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

ESTHER SLEVOGT

Kaum hat die Spielzeit begonnen, stehen bereits letzte Dinge auf dem Programm! Vielleicht sind die rapide fallenden Temperaturen schuld. „Ende“ heißt die neue Produktion des Performance-Kollektivs She She Pop, die am kommenden Dienstag im HAU Premiere hat. Trotz des Titels fängt der Abend bei Adam und Eva an, also ungefähr mit der Schöpfung. Hernach übernehmen die Damen Performerinnen die Rolle des Schöpfers und seiner Cherubim. Als solche üben sie sich im Anfangen und Beenden, was ja, wer wüsste das nicht aus eigener Erfahrung, stets eine wichtige Voraussetzung für Struktur und Ordnung im Leben ist. So können wir also nächstens im Theater lernen, Gott beziehungsweise Göttin des eigenen Lebens zu werden und dort so essentielle Dinge wie das Werden von Licht selbst in die Hand zu nehmen. Wenn das kein Grund ist hinzugehen! (HAU 3: „Ende“, 8., 10., 11., 12. 10., jeweils 20 Uhr, 13. 10., 17 Uhr)

Und wir bleiben im HAU, wo ab Samstag ein weiteres Grundsatzthema unserer Tage verhandelt wird: die „Western Society“. Die ist ja, zumindest glaubt das der ein oder andere, vom Untergang bedroht. Oder doch zumindest vom Verstummen im ohrenbetäubenden Rausch(en) des Konsums. Mit Gob Squad macht sich eine weitere Star-Combo der Freien Szene daran, einer Grundfrage unserer Zeit nicht nur inhaltlich auf den Leib zu rücken, sondern auch formal darüber nachzudenken, was für Theaterformate solche Fragen überhaupt noch auszuhalten in der Lage sind. Im vorliegenden Fall wird eine Art Dinnerparty veranstaltet, in der wir (das heißt: die Zuschauer) auf eine kommunikationsgestörte Gemeinschaft stoßen werden. In der sollen wir uns selbst erkennen. Und damit das auch klappt, sollen wir Zuschauer selber Teil des bewegten Bildes werden, das Gob Squad inszeniert. Ein zufällig gefundenes Heimvideo aus dem Internet wird der Ausgangspunkt der Performance sein. (HAU 2: „Western Society“ , 5.–7. 10., 20 Uhr)

Der Film „E.T.“ von Steven Spielberg verhandelt natürlich auch letzte Dinge. Wer sind wir? Woher kommen wir? Wo gehen wir hin? Die HotAirProduktion hat frei nach dem Drehbuch von Melissa Mathison den berühmten Stoff über den kleinen Alien, der wieder nach Haus will, in Töne gesetzt und als Weltraumoper auf unsere Erde zurückgebracht. Elliot und seine Geschwister sind erwachsen geworden. E.T. auch? (Ballhaus Ost: „E.T. Eine Weltraumoper“, 4.–8. 10., jeweils 20 Uhr, So. auch 16 Uhr)

■ Mehr Theater:

„Distortion“ SEITE 2

„Zum Feuchten Eck an der Sonnenallee“ SEITE 10

„Das Summen der Montagswürmer“ SEITE 14