: T-Kunden laufen weg
Die Telekom büßt in allen Feldern Gewinne ein. Jetzt sollen billigere Handy-Tarife für bessere Zahlen sorgen
BERLIN taz ■ Der Deutschen Telekom laufen die Kunden weg. Von April bis Juni hat der frühere Monopolist über 500.000 Kunden im Festnetzgeschäft, also dem traditionellen Telefonieren über Leitung, verloren. Zwar nutzen noch immer 34,2 Millionen Deutsche einen Festnetzanschluss der Telekom. „Man muss aber zur Kenntnis nehmen, dass der Konzern im Inland nicht mehr wächst“, sagte Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke gestern bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen. Und die fielen insgesamt bescheiden aus. Trotz leicht gestiegener Umsätze büßte die Telekom in allen Geschäftsfeldern Gewinne ein. Die Einnahmen im Festnetz, Mobilfunk und mit Geschäftskunden lagen bis zu 6 Prozent unter den Planungen.
Deshalb warnte Ricke die Aktionäre vor: Der erwartete Jahresgewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) werde das gesetzte Ziel satt um 1 Milliarde Euro verfehlen und nun mindestens 19,2 Milliarden Euro erreichen. Auch der Jahresumsatz werde 600 Millionen Euro niedriger ausfallen und bei mindestens 61,5 Milliarden Euro liegen. Das sorgte an der Börse für Entsetzen, der Kurs der T-Aktie brach um 8 Prozent ein.
„Schuld an der Misere ist der harte Wettbewerb“, sagt Analyst Björn Rosentreter von Independent Research. Vor allem der Festnetzbereich leidet: Der Umsatz ging um 5,5 Prozent zurück, der Gewinn gar um 11,5 Prozent. Hier machen aggressive Wettbewerber wie Arcor, Versatel oder Hansenet mit Komplettangeboten aus Telefon und Internet dem Marktführer zu schaffen.
Auch im Mobilfunk läuft es nicht besonders gut, T-Mobile verzeichnet zurzeit das geringste Kundenwachstum aller vier Netzbetreiber in Deutschland. Mit geringeren Gebühren will die Telekom nun wieder Boden gutmachen.
In anderen Bereichen sinken die Preise ebenfalls. „In Zukunft werde wir Festnetztelefon und Breitband-Internet gebündelt für unter 40 Euro pro Monat anbieten“, kündigte ein Telekom-Sprecher an. In Deutschland ist die Telekom mit 9 Millionen DSL-Kunden Marktführer bei schnellen Internetzugängen.
Allerdings: Je mehr Kunden sich für DSL entscheiden, umso wahrscheinlicher ist es, dass die Zahl der Festnetzkunden weiter sinkt. Denn DSL erleichtert das Telefonieren über das Internet, die sogenannte IP-Telephonie. Das macht den klassischen Festnetzanschluss entbehrlich.
Die größten Wachstumshoffnungen ruhen nun auf dem Auslandsgeschäft, das um 3,2 Prozent auf 30 Milliarden Euro zulegte. Vor allem im Mobilfunkmarkt der USA hat die Telekom bisher 10 Milliarden Euro investiert. Dort beteiligt sich die Telekom gerade an der Versteigerung neuer Mobilfunkfrequenzen.
„Aber auch für den Heimatmarkt muss eine Perspektive gefunden werden“, sagt Theo Kitz, Telekom-Analyst bei der Privatbank Merck Finck & Co. Ricke sei zwar ein „hervorragender Sanierer“. Doch das reiche nicht. „Der Markt will Lösungen sehen.“
Trotz aller Skepsis trat der Telekom-Chef Medienspekulationen über einen möglichen Rücktritt entgegen. Die Telekommunikationsbranche wandele sich weltweit. „Ich bin bereit, das Team ist bereit und der Vorstand ist bereit, diese Herausforderung anzunehmen.“ TARIK AHMIA
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