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Syrien läßt Jassir Arafat in Frieden

■ Golfstaaten und Saudi-Arabien sagen Unterstützung für palästinensische Autonomie zu

Damaskus/Washington/Jerusalem (taz/ AFP/AP) – Der syrische Präsident Hafis el-Assad bleibt weiterhin auf Distanz zu dem zwischen Palästinensern und Israel vereinbarten Autonomie-Abkommen, läßt PLO-Chef Jassir Arafat jedoch freie Hand bei der Durchsetzung der Vereinbarung. Nach einer sechsstündigen Unterredung mit Arafat hatte Assad am Sonntag in Damaskus erklärt, es sei Sache des palästinensischen Volkes und seiner Institutionen, die Entscheidungen zu treffen, die es für notwendig halte.

Für Arafat ist die syrische Haltung von entscheidender Bedeutung, da die Gruppierungen in den Reihen der Palästinenser, die das Autonomie-Projekt für Gaza und Jericho ablehnen, bislang von Syrien unterstützt wurden und auch zum Teil ihre Hauptquartiere in Damaskus haben. Die von Syrien unterstützte „Volksfront zur Befreiung Palästinas“ (PFLP) rief gestern dazu auf, eine andere palästinensische Führung als die PLO zu finden. Über das Abkommen mit Israel solle eine palästinensische „Volksabstimmung“ abgehalten werden.

Der Ministerrat des Golfkooperationsrates erklärte in Riad, bei dem Autonomie-Plan handle es sich um den ersten Schritt zu einer gerechten, dauerhaften und umfassenden Lösung der palästinensischen Frage und des israelisch-arabischen Konflikts. Beobachter werteten die Stellungnahme als ersten Schritt hin zu einer Wiederaufnahme der finanziellen Unterstützung der PLO. Die arabischen Staaten hatten ihre Zahlungen eingestellt, als die PLO sich während des Golfkrieges auf die Seite Bagdads gestellt hatte. Gestern wurde Arafat zu seinem ersten Besuch in einem Mitgliedsstaat des Golfkooperationsrates seit dem Golfkonflikt in Oman erwartet.

Der PLO-Chef soll nach Angaben von israelischen Medien den im Untergrund agierenden Arm seiner Fatah-Organisation, „Schwarze Panther“, angewiesen haben, ihre Angriffe gegen israelische Ziele einzustellen. Der als „Innenminister“ der PLO agierende Hakkam Alawi wird von der israelischen Tageszeitung Jediot Acharonot mit den Worten zitiert: „Es wird eine geheimdienstliche Zusammenarbeit mit Israel geben, um die Aktivitäten der Iraner und von Hamas zu vereiteln.“ Die islamistische Hamas-Bewegung ist in den besetzten Gebieten die einflußreichste Oppositionsgruppe zur PLO. In Israel hielten die innenpolitischen Auseinandersetzungen um die Annäherung an die PLO an. Die Nationalreligiöse Partei rief gestern die Schüler in den jüdischen Siedlungen auf, aus Protest gegen das geplante Autonomie-Abkommen nicht zum Unterricht zu erscheinen. Seite 8

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