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Symbol in spe verletzt

■ Paulis Pedersen fällt für mindestens ein halbes Jahr aus

Mit Problemen kennt Christian Hinzpeter sich aus. Der ausgebildete Jurist ist schließlich schon seit längerer Zeit Geschäftsführer des FC St. Pauli. Er weiß inzwischen, wie es ist, einen Verein zu führen, der von der Hand in den Mund lebt, bei dem man sich an vieles erst gewöhnen muß, weil nur wenig wirklich professionell ist. Improvisieren wird da schnell zum täglichen Einerlei.

Doch gestern Mittag war selbst Hinzpeter mit seinem Latein am Ende. „Entsetzt“ war er, als er von der Schwere der Verletzung erfuhr, die sich St. Paulis neuer Abwehrspieler Tore Pedersen am Abend zuvor beim 0:0 im Freundschaftsspiel gegen Celtic Glasgow zugezogen hatte. Einen Riß des vorderen Kreuzbandes hatte Mannschaftsarzt Peter Benckendorff nach einer Kernspin-Tomographie diagnostiziert, zusätzlich noch einen Innenmeniskusschaden und Abriß des Außenbandes am linken Knie des 37fachen norwegischen Nationalspielers – mit das Schlimmste, was einem Fußballprofi widerfahren kann. Mindestens sechs, vielleicht sogar acht Monate fällt „der erfahrene Mann“ aus, den Trainer Uli Maslo dazu auserkoren hatte, die Abwehr des Bundesliga-Neulings zu stabilisieren.

Das müssen in Zukunft wohl oder übel wieder Dieter Schlindwein, Torsten Fröhling oder Andre Trulsen übernehmen, wenngleich Manager Jürgen Wähling noch über die kurzfristige Verpflichtung eines erstligatauglichen Defensivmannes nachsinnt. Doch der Verein hat kein Geld, und eigentlich sollte von dem wenigen, was da ist, ein Stürmer geholt werden. Aber vermutlich ist das nicht einmal die größte Sorge, die den durcheuphorisierten Aufsteiger umtreiben sollte. Zuvorderst muß „der größte Schicksalsschlag seit Jahren“, wie Hinzpeter „die Katastrophe“ auch nannte, verdaut werden.

Längst verdrängte Erinnerungen an Jens Duve werden wieder wach, der sich auch das Knie verdreht hatte und nach langer Verletzungspause nie wieder fit wurde. Am Ende mußte der Kapitän einen Antrag auf Sportinvalidität stellen. Das könnte auch Pedersen drohen, der schon voriges Jahr die WM mit der norwegischen Nationalelf auslassen mußte, weil sich der 25jährige am linken Knie verletzt hatte.

Umso schlimmer, war Pedersen, der für 120.000 Mark Leihgebühr aus Bergen für zunächst ein Jahr ans Millerntor gekommen ist, doch als Leitwolf fest eingeplant. Nun ist die Symbolfigur in spe verhindert, weshalb, so Hinzpeter, „die anderen ein Stückchen mehr leisten müssen“. Der Vizepräsident hofft auf eine Jetzt-erst-recht-Reaktion der Mannschaft. Wenn die ausbleibt, droht weiteres Ungemach. Dann könnte dem „Schlag ins Kontor“ (Wähling) leicht der sportliche Bankrott folgen. C. Gerlach

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