Suu-Kyi-Prozess in Birma: Diplomaten dürfen in Gerichtssaal
Unerwarteter Schritt der Militärjunta in Birma: Die Machthaber haben beim Prozess gegen Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi ausländische Diplomaten zugelassen.
RANGUN dpa Beim Prozess gegen die birmanische Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi hat die Militärjunta überraschend ausländische Diplomaten zugelassen. Mehr als zwei Dutzend verfolgten am Mittwoch das Verfahren im Insein-Gefängnis in Rangun. "Sie ist gefasst, aufrecht und knistert vor Energie", sagte der britische Botschafter Mark Canning anschließend der BBC. Die Diplomaten waren abgesehen von einem UN-Gesandten die ersten Ausländer, die die 63-Jährige seit 2003 zu Gesicht bekamen. Sie steht seitdem unter Hausarrest und darf keinen Besuch empfangen.
Die Oppositionsführerin ist angeklagt, weil ein Amerikaner vor gut zwei Wochen in ihr Haus eindrang. Damit habe sie die Auflagen ihres Hausarrests verletzt, werfen die Behörden ihr vor. Juristen in aller Welt bezeichnen dies nach allen üblichen Rechtsstandards als völlig unhaltbar. Sie halten die Anklage für ein abgekartetes Spiel, um die Politikerin vor den geplanten Wahlen im kommenden Jahr aus dem Verkehr zu ziehen. Ihr Hausarrest wäre Ende Mai abgelaufen.
So äußerte sich auch Canning: "Es war gut, dass wir dabei sein konnten, aber das ändert nichts an den Grundtatsachen", sagte er. "Ich fürchte, dies ist eine Geschichte, bei der das Ende des Drehbuchs schon geschrieben ist." Suu Kyi drohen fünf Jahre Haft. Ein Urteil wird nächste Woche erwartet.
Die Diplomaten waren etwa eine Stunde in dem Gerichtssaal. Vernommen wurde ein Polizist, der nach der Festnahme des Amerikaners das Haus von Suu Kyi durchsucht hatte, berichteten Reporter, die auch überraschend eingelassen worden waren. Fünf vertraten die Staatsmedien, fünf weitere, die mit Genehmigung der Behörden für ausländische Medien arbeiten, wurden ausgelost und ebenfalls zugelassen. Sie beschrieben Suu Kyi als entspannt und selbstsicher. Sie habe anschließend die Hände der mehr als 20 Diplomaten geschüttelt und kurz mit ihnen geplaudert. "Vielen Dank für Ihre Unterstützung", sagte die 63-Jährige. "Ich hoffe, ich treffe Sie eines Tages unter besseren Umständen wieder."
Suu Kyi sprach anschließend noch separat mit drei Botschaftern: dem Vertreter Singapurs, der dem diplomatischen Corps in Rangun als dienstältester Botschafter vorsteht, dem Vertreter Thailands, das zur Zeit den Vorsitz der Südostasiatischen Staatengemeinschaft ASEAN innehat, und dem Vertreter Russlands, das gegenwärtig dem UN- Sicherheitsrat vorsteht.
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