: Superweib kneift
Veronica Ferres sagt überraschend der RuhrTriennale ab. Jürgen Flimm ist auf der Jagd nach Ersatzproduktion
Ein paar Tage vor der Eröffnung müssen die Programme der RuhrTriennale eigentlich neu gedruckt werden. Die Schauspielerin Veronica Ferres hat am Wochenende überraschend eine Theaterproduktion des renommierten Festivals platzen lassen. Die Interpretation der Hauptfigur lasse sich weder mit ihrer Vorstellungen von der Rolle, noch mit ihrer künstlerischen Integrität vereinbaren, teilte die Münchner Agentur von Ferres am Sonntag mit. Ruhrtriennale-Chef Jürgen Flimm zeigte kein Verständnis: „Wir sind konsterniert, das ist nicht nachvollziehbar“, sagte er. Die Produktion, die am 29. September in Duisburg Premiere gehabt hätte, werde auf das nächste Jahr verschoben. Doch um die Termine zu füllen, wolle man ersatzweise eine neue Inszenierung zeigen.
Dafür kommt eigentlich nur eine bereits fertige Produktion in Frage. Die muss der zweite Intendant des Festivals aber erst noch an Land ziehen. Einfacher gesagt als getan, bis gestern gab es noch keinen Silberstreif am Horizont, sagte eine Sprecherin der Triennale zur taz.
„Courasche oder Gott lass nach“ hatte Wilhelm Genazino eigens für Ferres geschrieben. Das Stück basiert auf dem Roman „Simplicius Simplicissimus“ des Barock-Dichters Johann Jakob Christoffel von Grimmelshausen (1622-1676). Als Regisseurin war für Duisburg die einst am Wiener Burgtheater engagierte Stephanie Mohr verpflichtet. Fertig war das Epos noch nicht.
Auch deshalb verwundert die Absage des ehemaligen Superweibs. „Die Passagen, die ich kenne, waren gut“, sagt Flimm. Genazino entwerfe die Hauptfigur als eine Frau am Rande der Gesellschaft. Im ersten Teil, der in der Gegenwart spiele, gehe es um eine Hure, die in einem Wohnwagen haust. Der zweite Akt spiele in den Nachkriegswirren um 1945 und der dritte reiche zurück ins Triennale-Thema Barockzeit. „Was mich persönlich verwundert, dass Veronica Ferres nicht das Abenteuer gewagt hat“, sagte Flimm. Er habe sie seit Wochen gebeten, die endgültige Textfassung abzuwarten. DPA/PEL