■ Die Anderen: Sunday Times über die Haltung der britischen Regierung zum Euro / Le Monde über die internationale Konferenz zur Kinderarbeit in Oslo / La Republica über den Besuch des chinesischen Staatschefs Jiang Zemin in den USA
Die Londoner „Sunday Times“ kommentiert wankelmütige Haltung der britischen Regierung zum Euro: Wie zuvor in der Regierung von John Major besteht ein krasser Widerspruch zwischen dem Wunsch, im Herzen von Europa zu sein, und dem Widerwillen, an dem zentralen Projekt der EU teilzunehmen. Es gibt allerdings nicht nur eine Art, Führung zu zeigen. Die Aufgabe der Regierung Blair besteht darin, Großbritanniens Rolle als flexible Modellwirtschaft Europas zu fördern, die Arbeitsplätze schafft und nicht von bürokratischen Zwängen und einengenden Gebräuchen behindert wird. Großbritannien kann ein Beispiel abgeben, ohne einem Währungsclub beizutreten, dessen Vorteile gering und dessen Gefahren vielfach sind.
„Le Monde“ in Paris schreibt über die anstehende internationalen Konferenz zur Kinderarbeit in Oslo: In vielen Gesellschaften wird das Kind nicht als ein zerbrechliches und abhängiges Wesen angesehen und noch weniger als ein Wesen, das Rechte hat, sondern als ein möglichst schnell zu amortisierendes Kapital. Wie kann dieses Elend bekämpft werden? In erster Linie dadurch, daß darüber öffentlich und auf höchster Ebene gesprochen wird. Das ist der Zweck der internationalen Konferenz über Kinderarbeit in Oslo. Und dann durch Druck auf die Staaten, damit sie die von fast allen unterzeichnete Konvention gegen Kinderarbeit einhalten. Vor allen muß den sozialen Akteuren geholfen werden, allmählich neue Arten der Arbeitsorganisation zu finden, die Kinder von den gefährlichsten Beschäftigungen entfernen. Sie müssen Formen der Erziehung finden, die Kindern Teilzeitunterricht bieten, ohne sie ganz um ihre Einkünfte zu bringen. Keine moderne Gesellschaft kann ihre Würde erhalten, wenn sie nicht fähig ist, Kinder vor diesem höchsten Übel zu bewahren, wenn sie ihnen nicht das Recht auf Bildung und auf Träumen gibt.
Die römische „La Repubblica“ nimmt sich den laufenden Besuch des chinesischen Staatschefs Jiang Zemin in den USA vor und kritisiert Washington: Nach Jahren frostiger Beziehungen zwischen den USA und China ist nun die Stunde der amerikanischen Öffnung gekommen. Geschäft ist Geschäft, läßt der US-Präsident durchblicken. Die Vereinigten Staaten können den vielversprechendsten Markt der Welt nicht ignorieren. Zwar hat Clinton die Menschenrechtsverstöße in China kritisiert, allerdings mit dem Hinweis, niemand sei perfekt. Desgleichen spricht er von der „Einzigartigkeit“ des Tibet, nicht von Unabhängigkeit. Kurz: In der Substanz kommen aus Amerika keine Forderungen in bezug auf die Menschenrechte. ... Wenn die Zeichen nicht trügen, werden die humanitären Probleme auf offizieller Ebene ein weiteres Mal ausgeklammert – trotz der vehementen Proteste, die die Stars des Showgeschäfts für die Ankunft Jiangs vorbereitet haben.“
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