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Suizidale Pottwale: Unter Moby Dick hätte es das nicht gegeben

Foto: Launigesleviathanfoto: reuters

Schon wieder erreichte uns via dpa die traurige Meldung, dass eine Schar Pottwale ihr Zeitliches an den Gestaden einer Nordseeinsel im gemeinsamen Freitod gesegnet hat. Offenbar ist die gesamte Pottwalpopulation derzeit vom Virus saisonaler Melancholie ergriffen, doch statt ihre Winterdepression in stiller Würde und Alkohol zu ertränken oder sich bescheiden vor den nächsten Regionalzug zu werfen, stranden die prätentiösen Tiere möglichst medienwirksam zu Tode. Leidtragender ist wie immer der Mensch, der für die horrenden Beerdigungskosten (XXL-Kiefernsarg, Planktonkranz) aufkommen muss. Nachdem suizidale Pötte schon Helgoland und Wange­rooge mit ihren unhandlichen Kadavern vollgerümpelt haben, hauchten die fünf Nachahmer ihr Leben jetzt an der Südspitze Texels aus. Nun muss der Jagddruck auf die laschen Tiere erhöht werden: Nur im erbarmungs­losen Kampf können die lethargischen Leviathane zu ihrer wahren Bestimmung als literarische Metapher für die leere Besessenheit in einer von Gott verlassenen Welt zurückfinden. Captain Ahab – Wal, da bläst er!

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