piwik no script img

Südkorea gewinnt 2:0Grausige Griechen

Den Griechen droht eine weitere WM-Blamage. Ängstlich und schwach in den Zweikämpfen waren sie den Dauerläufern aus Südkorea weit unterlegen. Ein Spiel zum zu Hause bleiben.

Gespielt zum Wegducken: Griechische Fußballspieler. Bild: ap

BERLIN taz | Zugegeben, niemand hatte vorher erwartet, dass dieses Spiel in die Annalen der Fußballgeschichte eingeht. Südkorea – Griechenland, bei aller Liebe, ein Kracher ist das ja nicht gerade. Deswegen blieben auch die meisten Südafrikaner in Port Elisabeth zu Hause und Sepp Blatter wird verzweifelt alle seine vielen Freunde angerufen haben, um das Stadion wenigstens halbvoll zu kriegen. Was die dann zu sehen bekamen, knüpfte nahtlos an die fußballerisch bisher so enttäuschende WM an. Das lag vor allem an den Griechen, die das Kunststück fertig brachten, noch einfallsloser als die Franzosen am Freitagabend zu agieren.

Dabei hatte die Aufstellung Otto Rehhagels, der jetzt offiziell ältester Trainer der WM-Geschichte ist, durchaus Anlass zur Hoffnung gegeben. Gleich drei eigentliche Spitzen - Samaras, Gekas und Charisteas – standen auf dem Platz, und Griechenland hatte auch gleich nach Anpfiff die erste Großchance als Torosidis nach einer Ecke knapp verfehlte (3.).

Doch statt seine eigene Mannschaft weckte dies die Südkoreaner. Nur vier Minuten später traf Jung Soo Lee ebenfalls nach einer Ecke und einem völlig verunglückten Rettungsversuch des griechischen Mittelfeldstrategen Katsouranis. Immerhin hatten die Griechen fünf Minuten länger durchgehalten als bei ihrer bisher einzigen WM-Teilnahme 2002, als sie gegen Argentinien bereits nach zwei Minuten ins Hintertreffen geraten waren.

Statistik

Südkorea - Griechenland 2:0 (1:0)

Südkorea: Jung - Cha, Cho, Lee Jung-Soo, Lee Young-Pyo - Lee Chung-Yong (90.+1 Kim Jae-Sung), Kim Jung-Woo, Ki (74. Kim Nam-Il), Park Ji-Sung - Yeom, Park Chu-Young (87. Lee Seung-Yeoul)

Griechenland: Tzorvas - Seitaridis, Vyntra, Papadopoulos, Torosidis - Katsouranis, Tziolis - Charisteas (61. Kapetanos), Karagounis (46. Patsatzoglou), Samaras (59. Salpingidis) - Gekas

Schiedsrichter: Hester (Neuseeland)

Zuschauer: 31.513

Tore: 1:0 Lee Jung-Soo (7.), 2:0 Park Ji-Sung (52.)

Gelbe Karten: - / Torosidis

Damals erzielten sie kein einziges Tor mehr und nach diesem Spiel wird kaum jemand glauben, dass es diesmal wesentlich besser laufen sollte. Gefühlte 70 Prozent der Partie spielte sich nach dem 1:0 in der Hälfte Griechenlands ab. Entweder griffen die Südkoreaner an oder Rehhagels Mannen standen verwirrt und ziemlich ängstlich herum, bevor sie den Ball weit in die ungefähre Nähe von Samaras oder Charisteas schlugen.

Ganz anders hingegen die Südkoreaner. Sie wirkten stets reifer, wacher, zielstrebiger – kurz: man merkte ihnen an, dass sie dieses Spiel gewinnen wollten. Auch von einigen ungenauen Anspielen ließen sie sich vom Weg nach vorn nicht abbringen und hätten zur Pause schon viel deutlicher führen müssen. Einzig die bekannte Abschlussschwäche und der insgesamt schwache Schiedsrichter Howard Webb aus Neuseeland, der ihnen unter anderem einen klaren Elfmeter verwehrte (15.), schienen den flinken Spielern um Antreiber Ji Sung Park im Weg zu stehen.

Dafür lief es es gleich nach Anpfiff besser, als Park, der große Star der Südkoreaner von Manchester United, sich ein Herz fasste, die indisponierten Griechen um ihn herum stehen ließ und zum 2:0 (52). einschob. Das Spiel war entschieden. Mitte der zweiten Halbzeit kamen die Griechen gegen die etwas nachlassenden Koreaner zwar etwas besser ins Spiel, zum ersten WM-Tor der Geschichte des Landes sollte es aber nicht mehr reichen.

Es droht die zweite WM-Blamage, der Zauber des großen Rehakles scheint verflogen. Südkorea hingegen kann weiter vom zweiten Vorstoß in die Endrunde nach der Heim-WM 2002 träumen, diese wie eine Duracel-Batterie immer laufende Mannschaft, die auch spielerisch Fortschritte gemacht hat, müssen Nigeria und Argentinen erst einmal schlagen. Und wer weiß, vielleicht ist sogar mehr drin? Richtig furchteinflößend spielten die möglichen Achtelfinal-Gegner aus der Gruppe A gestern ja nicht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!