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Südafrika: 12.000 Verhaftete bei Großrazzia

■ ANC „schockiert“ über größte Polizeirazzia in der Geschichte Südafrikas/ Erneut Putschversuch im schwarzen Homeland Ciskei

Johannesburg (afp/ap) — Knapp 12.000 Personen wurden am Wochenende bei der größten Polizeirazzia in der Geschichte des Landes festgenommen. Insgesamt setzten die Sicherheitskräfte 40.000 Mann ein und errichteten 960 Straßensperren. Am Freitag hatte Polizeichef General Johan van der Merwe auf einer Pressekonferenz in Kapstadt angekündigt, die Operation „Thunderbolt“ („Blitzstrahl“) gelte der Bekämpfung des „gesamten Spektrums illegalen Verhaltens“. Gefahndet werden sollte insbesondere nach illegalen Waffen und Munition, gesuchten Verbrechern, gestohlenen Fahrzeugen und anderem Diebesgut sowie illegalen Drogen. In der Gegend um Johannesburg konzentrierte sich die Razzia auf die schwarzen Townships Alexandra, Soweto und Jouberton. Auch im nahe gelegenen Hillbrow, dessen vornehmlich schwarze Bewohner den noch gültigen „Group Areas Act“ mißachtet und sich trotz des Verbots niedergelassen hatten, fahndete die Polizei nach Verdächtigen. Insgesamt stünden 10.848 ungelöste Kriminalfälle im Zusammenhang mit festgenommenen Personen. „Sehr zufrieden“ über das Ergebnis der Aktion zeigte sich am Samstag der Minister für Recht und Ordnung, Adriaan Vlok.

Der Afrikanische Nationalkongreß (ANC) kritisierte die Razzia als einen „Werbecoup“. ANC-Sprecher Sakie Macozoma aüßerte sich „schockiert“ über die hohe Zahl der Festgenommenen. „Das Motiv für solche Operationen scheint eher das Bemühen um Werbeeffekte zu sein als die Absicht, das Verbrechen zu bekämpfen“, sagte der Sprecher. Er erinnerte an die „soziale Dimension“ der Kriminalität, die von der Polizei häufig vergessen werde. Tatsächlich handelte es sich beim Großteil der Festgenommenen um Schwarze, auch wenn einige weiße Viertel — oder theoretisch weiße — ebenfalls durchkämmt wurden.

Putschversuch in Ciskei

In dem in den sechziger Jahren von der Apartheid-Regierung geschaffenen Homeland Ciskei gab es am Samstag erneut einen Putschversuch, bei dem Berichten zufolge mehrere Menschen ums Leben kamen. Kommandant S.S. Pita, ein Angehöriger des „Staatsrats“ von Ciskei, erklärte, daß südafrikanische Sicherheitskräfte um Hilfe gebeten worden seien, um die Lage unter Kontrolle zu bringen. Der Anführer der Rebellen, Armeechef Andrew Jamangile, ist nach Angaben des Militärmachthabers von Ciskei, Brigadegeneral Oupa Gqozo, festgenommen worden. Gqozo befand sich zur Zeit des Putschversuchs in Südafrika. Bereits am 27. Januar waren zwei Männer bei einem angeblichen Putschversuch von Soldaten erschossen worden. Gqozo selbst hatte im März 1990 nach einem Putsch die Macht in dem Homeland ergriffen.

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