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■ Sparschwein mag nicht mehrStudis auf der Straße

Die StudentInnen haben sich als politische Akteure zurückgemeldet. 3.500, 10.000, 25.000, 30.000 – stündlich schwoll die Menge der studentischen DemonstrantInnen an, die gestern gegen „Bildungsklau und Sozialabbau“ auf die Straße gingen. Polizisten, Professoren, auch mancher taz-Redakteur rieb sich verwundert die Augen. Woher der frische Schwung? Wer genauer hinsieht, weiß: Die Studis reizen nicht allein drakonische Einsparungen an den Hochschulen, mit denen sie der Senat – wie üblich – nach den Semesterferien begrüßte. Auch die Sprüche des Wissenschaftsfrischlings Peter Radunski (CDU) über Studiengebühren (wer zweimal in Urlaub und ein Auto fährt, der kann auch 1.000 Mark fürs Studium abdrücken) können die neue Aufmüpfigkeit nicht erklären. Tatsächlich sind inzwischen viele Upperclass-Studenten fähig und bereit, das Studieren zu bezahlen. Soweit haben Radunskis Parteifreunde die Sozialstruktur der Unis bereits zurechtgetrimmt; drohende Bafög- Zinsen und Schuldenberge schrecken eben vor allem Schlechtbetuchte vom Studium ab. Aber es gibt eben auch immer mehr junge Leute, die wissen oder ahnen: Es ist kein Zufall, daß sie zusammen mit Sozialhilfeempfängern, Arbeitslosen und Rentnern die Sparschweine der Nation abgeben. Daß die Universitäten immer noch ständisch zugunsten der Professoren organisiert sind, das juckt die Studis – noch – kaum. Aber mit jeder Kanzlerrunde wird ihnen deutlicher, daß bildungspolitische und sozialstaatliche Errungenschaften der Republik systematisch abgewickelt werden. Und es fällt ihnen auf, daß gleichzeitig Unternehmen wie Siemens oder die Bankgesellschaft Berlin trotz famoser Umsätze Arbeitsplätze abbauen. Gestern sprudelten die Studis heraus, egal ob Erstsemester oder Asta-Funktionär: Schluß mit dem Sozialabbau! Und die zweite Neuigkeit heißt: Studis und Profs demonstrieren gemeinsam. Noch gehen sie getrennte Wege. Noch gibt es Differenzen. Aber junge und alte Intelligenz mischen sich gemeinsam in die Politik ein. Das kann ein Anfang sein. Christian Füller

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