Studie über neue Ackerbaumethode: Gewinne durch Bodengesundheit

Naturschutzbund und Boston Consulting Group werben für regenerative Landwirtschaft. Das sorge für besseres Grundwasser und weniger Emissionen.

Ein Düngefahrzeug auf einem Acker

Düngefahrzeug auf Acker: Der konventionellen Landwirtschaft entgehen große Gewinne, sagt der Nabu Foto: Jochen Tack/imago

BERLIN taz | Regenerative Landwirtschaft kann laut einer Studie des Naturschutzbunds (Nabu) und der Unternehmensberatung Boston Consulting sowohl Umwelt als auch Agrarbetrieben nützen. Demnach könnte diese Methode, die stark auf die Bodengesundheit achtet, „allein in Deutschland einen ökologischen Nutzen von mehr als 8,5 Milliarden Euro jährlich erbringen – etwa durch geringere Kohlenstoffemissionen oder eine höhere Grundwasserqualität“, teilte die Umweltorganisation am Montag mit. Die Studie zeige auch, „dass landwirtschaftliche Betriebe ihre Gewinne um bis zu 60 Prozent gegenüber der konventionellen Landwirtschaft steigern könnten“. Denn die Höfe müssten weniger für Pestizide und Dünger ausgeben, und sie seien besser geschützt vor Missernten infolge des Klimawandels.

Die Agrarbranche verursacht laut Umweltbundesamt rund 13 Prozent des Treibhausgasausstoßes in Deutschland (inklusive der Emissionen aus Agrarböden und landwirtschaftlichem Verkehr). Sie ist Studien zufolge maßgeblich dafür verantwortlich, dass immer mehr Pflanzen- und Tierarten aussterben. Reststoffe aus Düngern belasten das Grundwasser. Gleichzeitig leiden die Ernten zunehmend unter Extremwetter wie Dürren oder Starkregen.

Diese Probleme versucht die regenerative Landwirtschaft laut Studie zu lösen, indem sie zum Beispiel darauf verzichtet, den Boden zu pflügen oder ihn anderweitig aufreißt. Das soll zum Beispiel die Gänge der Regenwürmer erhalten, damit Regenwasser leichter versickern und gespeichert werden kann. Der Boden bleibt auch dauerhaft fast komplett bedeckt durch Pflanzen oder Pflanzenrückstände, um ihn im Sommer zu kühlen und Erosionen zu reduzieren. Außerdem setzt die Methode auf besonders vielfältige Fruchtfolgen, zum Beispiel mehr Hülsenfrüchte, die den Pflanzennährstoff Stickstoff im Boden fixieren.

„Durch regenerative Landwirtschaft lassen sich Deutschlands jährliche Treibhausgasemissionen um 35 Millionen Tonnen reduzieren, was einem Drittel des Treibhausgasausstoßes aller deutschen Privat-Pkw entspricht“, schreiben die Studienautoren. Denn der Boden könnte mehr Kohlendioxid speichern. Weil die Betriebe effizienter düngen würden, stießen sie weniger Treibhausgase aus, und sie würden das Grundwasser weniger verschmutzen.

„Wie unsere Analyse zeigt, können regenerative Praktiken die Ernteverluste in Jahren mit schwierigen Witterungsbedingungen um bis zu 50 Prozent verringern“, so die Experten. Das würde auch vor Preissprüngen von Lebensmitteln schützen.

Deutschlands Klimaemissionen könnten der Studie zufolge mit Hilfe der regenerativen Landwirtschaft um ein Drittel des Ausstoßes aller Privat-Pkws sinken

In der Biolandwirtschaft werde der Boden in der Regel stärker bearbeitet, etwa durch Pflügen, sagte Simon Krämer, Co-Autor und Nabu-Experte für Ernährungssystem- und Bodenpolitik, der taz. Der Ökolandbau nutze auch weniger Untersaaten, bei denen etwa zwischen Roggen Klee wachse. Seltener als in der regenerativen Landwirtschaft seien auch Mischsaaten, bei denen zum Beispiel Mais und Bohnen auf einem Feld angebaut werden. Die höhere Bodenfruchtbarkeit und Wasserspeicherung führten dazu, dass die Erträge höher seien als im Ökolandbau – „im Mittel“ ungefähr so hoch wie im konventionellen, so Krämer. Auf Pestizide und Kunstdünger solle aber langfristig ähnlich wie in der Biolandwirtschaft verzichtet werden. Das sei auch bei Methoden ohne Pflug möglich, wenn durch eine besonders große Pflanzenvielfalt der Schädlingsdruck gemindert werde.

Trotz der Vorteile würden viele Betriebe nicht schnell genug auf regenerative Landwirtschaft umstellen, warnen die Autoren. Die Landwirte hätten Angst vor geringeren Ernten und höheren Kosten, wenn sie die Methode nicht richtig anwenden. Tatsächlich kostet eine Direktsaatmaschine, mit der man ohne Pflügen säen kann, Krämer zufolge schon mal 60.000 bis 120.000 Euro. Deshalb fordern die Autoren eine nicht näher beschriebene „fokussierte Anstrengung“ von Wirtschaft und Behörden, um die Methode zu fördern.

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