: Studie hinkt hinterher
PRIMARSCHULE Vom einstigen grünen Vorzeige-Projekt ist nur ein kleiner Schulversuch geblieben. Dazu fehlt noch die wissenschaftliche Begleitung
Nach dem Volksentscheid gegen die Schulreform ist von dem grünen Vorzeigeprojekt nicht viel geblieben – etwas aber doch: Vier Grundschulen im Stadtgebiet werden jetzt zehn Jahre lang bei einem Schulversuch das sechsjährige gemeinsame Lernen erproben, das unter dem Stichwort „Primarschule“ lief. Doch mit der wissenschaftlichen Begleitung hat es der ehemalige Primarschul-Kritiker und heutige Schulsenator Ties Rabe (SPD) nicht eilig.
Der Schulversuch startete zu Beginn des Schuljahrs vor fünf Wochen. Insgesamt 270 Erstklässler nehmen daran teil. Ihre Lernbiografie, ihr Übergang in die weiterführenden Schulen sollte über zehn Jahre verfolgt und mit „statistischen Zwillingen“ anderer Schulen verglichen werden. Bei dem Versuch geht es auch um eine neue Rhythmisierung des Unterrichts, neue Teamstrukturen und das Gelingen von Inklusion.
Pläne für die Begleitstudie gab es bereits. Wie im Protokoll des Schulausschusses vom Januar vermerkt ist, wurde damals das an der Universität Hamburg angesiedelte „Zuse“-Zentrum zur Erforschung schulischer Entwicklungsprozesse damit beauftragt.
„Doch das hat offenbar keine Folgen“, sagt GAL-Schulpolitikerin Stefanie von Berg. Sie hat den neuen SPD-Senat in mehreren Kleinen Anfragen nach dem Start der Evaluation gefragt und stets zur Antwort bekommen, die Überlegungen dazu seien „noch nicht abgeschlossen“.
Zwischenzeitlich kursierte sogar das Gerücht, Rabe wolle die Ausgaben für die Begleitstudie sparen. Hatte er doch im Mai bei der Vorstellung seines Konzeptes für Nachhilfeunterricht erklärt, das Geld dafür stamme auch aus „Rückstellungen für die Schulreform“. Dort gebe es „Mittel für wissenschaftliche Analysen“, die besser für die Hilfe von schwachen Schülern eingesetzt seien.
Stefanie von Berg fürchtet nun, dass wertvolle Zeit verloren geht. „Die Begleitung muss vom Start weg erfolgen“, sagt sie. „Sonst lässt sich wissenschaftlich nichts seriös bewerten.“ Damit werde der ganze Schulversuch gefährdet.
Die Abgeordnete hat einen Antrag in die Bürgerschaft eingebracht: Der Senat möge zügig das nötige „Evaluationsdesign“ entwickeln und dem Schulausschuss vorstellen.
Rabes Sprecher Peter Albrecht versichert auf Nachfrage, es werde „durchaus eine Evaluation im üblichen Rahmen geben, nur stehen Details noch nicht fest“. Denn natürlich gelte auch für diesen Schulversuch der entsprechende Paragraf des Schulgesetzes. Die Planungen, so Albrecht, seien „in Kürze abgeschlossen“. KAJ