: Studie enthüllt Giftmüllnotstand
■ Sondermüllstudie aus dem Umweltbundesamt wurde den Grünen zugespielt / Jährlich werden in der BRD 4,87 Millionen t Giftmüll produziert / Beseitigungsart des Abfalls ist oft unbekannt
Bonn (dpa/ap/taz) - Einen „Giftmüllnotstand“ gibt es nach Auffassung der Grünen nicht nur in Hessen, sondern bundesweit. Die Abgeordnete Hannegret Hönes legte gestern in Bonn eine Un tersuchung vor, die im Auftrage des Umweltbundesamtes (UBA) schon im letzten Jahr von einem Münchener Unternehmen angefertigt, bisher aber noch nicht veröffentlicht wurde. Danach gab es allein 1983 im „überwachten Bereich“ 4,87 Millionen Tonnen Sondermüll der Gift–Höchststufen drei und vier - 49 aus Nordrhein–Westfalen. Niedersachsen (12,2) und Hamburg (10,4) folgen mit weitem Abstand. Mit 58,8 Prozent fällt der größte Anteil in der chemischen Industrie an. Hinzu kommen noch die nicht erfaßten Mengen, die in betriebseigenen Anlagen beseitigt werden. So werden allein bei BASF rund 100.000 t Sonderabfall „verkokelt“ (dpa) bzw. „vergokelt“ (ap). Die Grünen erklärten, mehr als drei Viertel aller Sonderabfälle würden definitiv unsicher beseitigt, sei es im Ausland, auf Hausmülldeponien, durch Verklappung auf See oder an einem unbekannten Entsorgungsort. „Unbefriedigend bleibt“, kritisiert die Studie zudem, „die äußerst große Abfallmenge, bei der die Beseitigungsart unbekannt ist.“ Das gelte für rund 1,1 Millionen Tonnen. Ferner sei häufig unbekannt, um welche Art von Abfall es sich handele und wo genau er entsorgt werde. Zusammen mit mehreren Umweltverbänden veranstalten die Grünen morgen ein „Rheintribunal“ gegen die chemische Industrie. Das „Urteil“ soll am Sonntag in Form von Brückenbesetzungen von Basel bis Rotterdam gesprochen werden.
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