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Stroessners Polizei sprengte eine Prozession

■ In Paraguay wollten 400 Seminaristen für die Bauern der Siedlung Tavapy II beten, die seit vier Monaten militärisch belagert wird / Ein Geistlicher wurde bei der Prozession festgenommen / Einziger oppositioneller Sender des Landes erhält keine Lizenz

Asuncion (afp/taz) - Die paraguayische Polizei ist am Montag in Asuncion gewaltsam gegen eine Prozession zur Osterwoche von rund 400 Seminaristen vorgegangen, an der auch Priester und Nonnen teilnahmen. Wie Sprecher des Priesterseminars, von dem die Prozession ausgegangen war, mitteilten, wurden mindestens zehn Personen dabei verletzt. Ein Geistlicher sei festgenommen und sein Fahrzeug von der Polizei beschlagnahmt worden. Zeugen zufolge gingen rund 50 mit Schlagstöcken bewaffnete Polizisten gegen die Teilnehmer der Prozession vor, als sie das Priesterseminar verlassen hatte. Bei der Prozession sollte für die 522 Bauernfamilien - insgesamt rund 4.000 Personen - gebetet werden, die seit Mitte Dezember in der Siedlung Tavapy II, 350 Kilometer östlich der Hauptstadt, von Polizei und Armee belagert werden (s. taz–Tagesthema 9.3.), sowie für die Freilassung von Corazon Medina und Bernardino Torales. Die beiden Bauernführer waren am 5. März festgenommen worden. Sie sind der „Verbreitung der Subversion“ angeklagt. Mit der Belagerung von Tavapy II will die Diktatur des Generals Stoessner die Bauern offenbar zwingen, das Land, das sie bereits 1983 besetzt hatten, zu verlassen. In Paraguay sind Landbesetzungen aufgrund der oft umstrittenen Bodenrechte weit verbreitet. Wie in vielen anderen Fällen hatte das „Institut für ländliches Wohlergehen“ (IBR) die Landbesetzung in Tavapy II insofern genehmigt, daß sie den Bauern, die Mais und Bohnen anpflanzten, Schulen, Kirchen, Straßen und Brücken bauten, eine „Besetzungsgebühr“ abverlangte. Doch nachdem der Chilene Garcia Koheler, der exzellente Beziehungen zu Stroessners Freund Pinochet haben soll, Besitzansprüche geltend machte, schritt man zur Belagerung der Siedlung. Vor einer Woche waren rund 1.000 Bischöfe, Priester, Nonnen und Seminaristen von den Sicherheitskräften an einer Pilgerfahrt nach Tavapy II gehindert worden. Sie hatten daraufhin zehn Kilometer von der Siedlung entfernt eine Messe unter freiem Himmel abgehalten. Vertreter der eingeschlossenen Bauern hatten am vergangenen Donnerstag in der argentinischen Ortschaft Corrientes Papst Johannes Paul II. ersucht, sich bei den paraguayischen Behörden dafür einzusetzen, daß die Belagerung der Siedlung beendet wird. Keine Lizenz für Radio Nanduti Die Regierung Paraguays hat dem einzigen unabhängigen Rundfunksender des Landes, Radio Nanduti, die Lizenz entzogen. Das gab der Direktor des oppositionellen Senders, Humberto Rubin, am Montag in Asuncion bekannt. Im Januar hatte das Radio, das die Diktatur in den letzten Jahren immer wieder offen und hart kritisierte, seinen Betrieb eingestellt, nachdem im Mai 1986 Milizen des Stroessner–Regimes Sendeeinrichtungen zerstört hatten und durch gezielten Einsatz von Störsendern die Werbeeinnahmen drastisch zurückgingen. Mit US–Hilfe moddrnisierte rubin die Sendeanlagen. Im Februar kündigte er schließlich an,am gestrigen 14. April die Sendungen wieder aufzunehmen. Mit dem offiziellen Lizenzentzug hat die Diktatur dem nun einen Riegel vorgeschoben.

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