: Strieder will Grillzonen
■ Umweltsenator Strieder will den Tiergarten durch dezentrale Grillplätze in den innerstädtischen Bezirken entlasten. Doch die Bezirke wollen dabei nicht mitziehen
Die allsommerlichen Rauchschwaden im Tiergarten umnebeln die Senatsverwaltung für Umweltschutz. Um den von Grillfreunden heimgesuchten Tiergarten zu entlasten, setzt Umweltsenator Peter Strieder (SPD) jetzt auf ein dezentrales Angebot an Grünflächen in den innerstädtischen Bezirken. Doch der Appell, der auf eine Initiative der SPD in Tiergarten zurückgeht und auch vom Landesbeauftragten für Naturschutz und Landschaftspflege, Herbert Sukopp, unterstützt wird, stößt auf hartnäckige Ablehnung.
Bei einem kürzlich anberaumten Treffen Strieders mit den Umweltstadträten der Bezirke habe der Vorschlag keinen Gefallen gefunden, erinnert sich der Weddinger Umwelt- und Baustadtrat Bernd Schimmler. Für den SPD- Politiker ist die Verweigerungsfront nicht weiter verwunderlich, wenn er an die Erfahrungen seines eigenen Bezirks denkt. Eine ausgewiesene Grillfläche im Weddinger Goethepark mußte im Frühjahr letzten Jahres geschlossen werden. Nicht nur die Rasenfläche war durch die starke Nutzung gründlich zerstört worden. Als das Areal gesperrt wurde, waren „die Grillanlagen derart bearbeitet worden, daß wir sie gar nicht mehr abbauen mußten“, schmunzelt Schimmler.
Angesichts solcher Schilderungen sei es wohl kein Wunder, daß „die Bezirke kein Interesse an der Einrichtung eigener Grillflächen haben“. Der Tiergartener Baustadtrat Horst Porath (SPD) ist enttäuscht: „Alle schieben das Problem von sich.“ Dabei werde sein Bezirk seit Jahren mit dem Problem allein gelassen. 15.000 Menschen würden an schönen Sommertagen den Tiergarten besuchen. Porath möchte eine Ausnahmeregelung des Grünanlagengesetzes nutzen und bestimmte Areale im Tiergarten zwischen Spreeweg, John-Foster-Dulles-Allee, Entlastungsstraße und der Straße des 17. Juni als Grillflächen ausweisen. Voraussetzung dafür sei allerdings, daß die anderen Bezirke ihrerseits einen Ausgleich schaffen.
Die SPD-Fraktion im Tiergarten brachte im Mai in der dortigen Bezirksverordnetenversammlung einen Antrag ein, in dem der Senat aufgefordert wird, in den innerstädtischen Bezirken für dezentrale Grillflächen zu sorgen. Reaktion auf einen Antrag der CDU, die ihrerseits kurz zuvor in der BVV die Durchsetzung des Grillverbots im Tiergarten verlangt hatte. Erst im vergangenen Sommer hatte die Abgeordnetenhausfraktion das Thema hochgeredet und dabei unterschwellig antitürkische Ressentiments geschürt.
Bislang wird das Grillen in den Grünanlagen toleriert, obwohl es als Ordnungswidrigkeit geahndet werden könnte. Doch selbst wenn Ausweichflächen angeboten werden sollten, bleibt höchst unklar, wie die Sonderzonen für Hammel-, Kotelett- und Würstchenfreunde kontrolliert werden sollen.
Porath will „auf gar keinen Fall“ Polizisten einsetzen. „Intelligente Lösungen“ seien gefragt. Lieber appelliere er an die Vernunft der Menschen, als eine Hundertschaft durch den Tiergarten zu jagen. Severin Weiland
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen