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Archiv-Artikel

Strieder rasiert Topographie

Bauverwaltung gibt nach Prüfung der Zumthor-Umplanungen grünes Licht zum Weiterbau des NS-Dokuzentrums ab 2004. Kosten sind nur einzuhalten, wenn Stiftung die Ausstattung abspeckt

von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Stadtentwicklungssenator Strieder (SPD) will den seit Jahren stillgelegten Bau des NS-Dokumentationszentrums „Topographie des Terrors“ zu Ende führen. Ein Prüfgutachten der Bauverwaltung habe ergeben, dass der überarbeitete Entwurf des Schweizer Architekten Peter Zumthor den festgelegten Kostenrahmen von 38,85 Millionen Euro nicht sprengen werde, sagte Strieder am Mittwoch. Damit halte er den Fortgang und die Vollendung des Bauwerks jetzt für möglich. Einziger Haken an der frohen Botschaft: Die Stiftung Topographie des Terrors müsse sich „einverstanden erklären, auf Standards bei der Innenausstattung und im Außenbereich“ in Höhe von 1 Million Euro zu verzichten. Nur mit dieser Zustimmung, so Strieder, sei der Weiterbau garantiert.

Nach Ansicht des Bausenators hat die im Frühjahr vorgelegte Umplanung Zumthors entscheidend zu dem jetzigen Ergebnis beigetragen. In seinem Neuentwurf habe der Architekt ohne grundlegende Veränderungen die filigrane Stabwerkskonstruktion aus Beton für die zweigeschossige Fassade „deutlich vereinfacht“, sagte Strieder. Auch die Zahl der so genannten Knoten, mit denen die Stäbe verbunden werden sollen, seien von Zumthor von rund 18.000 auf 6.000 reduziert worden. Mit dem neuen Entwurf werde es möglich, die zuletzt kalkulierten Mehrkosten von rund 3 Millionen Euro aufzufangen, sagte Strieder.

Der Bausenator rechnet mit dem Fortgang des Baus auf den einstigen Gestapo-Gelände an der Wilhelmstraße jedoch nicht vor dem Sommer 2004. Strieder: „Neben der Zustimmung des Stiftungsrates zu diesen Standardabsenkungen kommt es jetzt darauf an, dass die Ausschreibung der Bauleistungen die Gesamtkosteneinschätzung bestätigt.“ Erst wenn dies sichergestellt sei, könnten die Bauarbeiten fortgesetzt werden. Wann das Haus fertig gestellt sein würde, ließ die Bauverwaltung offen. Ursprünglich war das Jahr 1997 für die Eröffnung des 1995 begonnenen Bauwerks geplant. Nach Verzögerungen war 1999 die Baustelle für den 125 Meter langen Stabwerksriegel wegen explodierender Kosten stillgelegt worden. 2002 meldete die beteiligte Baufirma Insolvenz an. Kritiker, wie die grüne Kulturexpertin Alice Ströver, warfen Bauherr Strieder totales Versagen vor. Die Stiftung selbst drängte 2003 in einem Appell auf Umplanungen, um im Kostenrahmen – der vom Bund zur Hälfte ausgefüllt wird – zu bleiben.

Nach einem Treffen gestern mit Strieder begrüßte der Stiftungsrat der Topographie des Terrors in einer ersten Stellungnahme das Prüfungsergebnis der Zumthor-Pläne. Man hoffe, dass das Bauwerks nun 2007 eröffnet werden könne. Der Ratsvorsitzende und Kultursenator Thomas Flierl (PDS) sprach davon, alle „Möglichkeiten durch Kostensenkungen im Bereich der Erstausstattung in Höhe von 1 Million Euro“ nutzen zu wollen. Zugleich stellte Flierl aber fest, „dass diese Einsparungen die Stiftung bis an einen Punkt führen, hinter dem eine sinnvolle inhaltliche Arbeit nicht mehr möglich ist“. Gegenüber der taz sagte ein Stiftungsmitarbeiter, man habe Strieders Sparkonzept „zähneknirschend hingenommen“. Wo exakt gespart werden kann, müsse ermittelt werden.