piwik no script img

Streit um hohe HonorareSimonis vertraut Unicef-Geschäftsführer

In einer Krisensitzung gelingt es dem Unicef-Geschäftsführer den Vorstand des Hilfswerks zu überzeugen: Er habe kein Spendengeld verschwendet.

Hat Vertrauen: Unicef Deutschland-Vorstand Heide Simonis. Bild: dpa

KÖLN taz Das Krisentreffen dauerte mehrere Stunden. Dann stieg weißer Rauch über der Unicef-Zentrale am Höninger Weg in Köln auf. "Der Vorstand hat nach der heutigen Sitzung keine Hinweise darauf, dass es zu Unregelmäßigkeiten gekommen ist", teilte das von der früheren schleswig-holsteinischen Ministerpräsidentin Heide Simonis geführte Gremium am Samstagabend mit. "Der Vorstand spricht dem Geschäftsführer das Vertrauen aus", las Simonis vor.

Das hatte in den Tagen zuvor noch ganz anders geklungen. Alles sah nach einem Showdown aus: Nachdem Vorwürfe an die Öffentlichkeit gelangt waren, Geschäftsführer Dietrich Garlichs habe Spendengeld des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen für überdotierte Honorarverträge und Bauarbeiten verschwendet, hatte ihm auch Simonis eigenmächtige und nicht nachvollziehbare Geschäfte vorgeworfen. Bis zur Aufklärung der Vorfälle solle er sein Amt ruhen zu lassen, forderte sie noch am Freitag.

Doch davon ist jetzt keine Rede mehr. Garlichs habe Simonis in einem offenen Gespräch davon überzeugt, dass er sich nichts habe zuschulden kommen lassen, sagte ein Unicef-Sprecher. Gleichwohl veranlasste der Vorstand die sofortige Überprüfung der Vorwürfe durch eine unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Das Ergebnis soll im Januar vorliegen und bekannt gegeben werden. Die Gesellschaft soll auch prüfen, "wie Verfahren optimiert werden können." Darüber hinaus setzte das Gremium einen Wirtschafts- und Investitionsausschuss ein, der alle Verträge laufend überprüfen soll.

Vorstand und Geschäftsführung bedauerten, "dass durch die in den Medien erhobenen Vorwürfe die Arbeit der vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer und das große Engagement von vielen Partnern und Spendern überschattet werden", heißt es in der Unicef-Erklärung. "Dafür bitten wir um Entschuldigung." Unicef gehört in Deutschland zu den größten Spendenempfängern. 2006 betrugen die Einnahmen aus Spenden und dem Verkauf von Grußkarten 97,3 Millionen Euro.

In dem Fall hat auch die Staatsanwaltschaft Köln Ermittlungen wegen eines Anfangsverdachts auf Untreue aufgenommen. Das Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen, das ein Spendenprüfsiegel vergibt, hatte angekündigt, Unicef einen Fragenkatalog zu den Honoraren zu schicken.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!