: Streit um das Wasser der Westbank
■ Israelisch-palästinensische Gespräche um Kontrolle der kostbaren Ressource
Tel Aviv (taz) – Wer soll künftig über die Wasserbestände der Westbank entscheiden, die seit 1967 von Israel besetzt ist? Diese Frage gehörte gestern zu den wichtigsten Themen der israelisch-palästinensischen Gespräche, zu denen sich Außenminister Schimon Peres und der Chef der Palästinensischen Autonomiebehörden, Jassir Arafat, beim ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak in Alexandria trafen.
Es geht dabei um die Kontrolle und zukünftige Verteilung der Wasserressourcen der Westbank, das sind jährlich rund 900.000 Kubikmeter. Seit der Besetzung der Region verbraucht Israel drei Viertel dieser Menge, der Rest stand den israelischen Siedlern und der palästinensischen Bevölkerung des Westufers zur Verfügung. Nach einer Statistik des Hydrologen Nadr Al-Khatib gestattet die Besatzungsmacht den Palästinensern, jährlich nur 135 Millionen Kubikmeter Grundwasser zu pumpen; das entspricht 20 Prozent des Wassers, das jährlich in die unterirdischen Reservoire fließt. Seit 1967 ist es den Palästinensern verboten, neue Brunnen zu bohren. Israels Vertreter argumentieren, daß eine Änderung des Status quo katastrophale Folgen für die Grundwasserreserven am Westufer haben würde, die für die israelische Bevölkerung und Wirtschaft von größter Bedeutung sind. Gegenwärtig verbrauchen die Israeli zehnmal mehr Wasser pro Kopf als die Palästinenser.
Nach Aussage des israelischen Landwirtschaftsministers Jakov Zur macht das vom Westufer stammende Wasser jetzt ungefähr ein Drittel des israelischen Gesamtverbrauchs aus. Darauf werde Israel nicht verzichten, meint Zur. In Zukunft („nach 8 Jahren“) könne man daran denken, Entsalzungsanlagen für die Gewinnung zusätzlichen Wassers für Israeli und Palästinenser anzulegen. Über eine gewisse Vergrößerung der Wasserquoten für die Palästinenser lasse sich reden. Keinesfalls aber würde Israel die Kontrolle oder die Verfügung über das Wasser der Westbank an die Palästinenser abtreten. Israel will erst ab 1996 über diese Frage verhandeln.
Die Palästinenser hingegen wollen die Kontrolle der Wasserressourcen unter dem Boden des Westufers in die eigene Hand nehmen. Zumindest soll in einem Zwischenabkommen für die Westbank eine Neuverteilung der Grundwasserreserven festgelegt werden.
Ministerpräsident Jitzhak Rabin hat bisher stets erklärt, daß Israel zu keinen Konzessionen in der Wasserfrage bereit sei; deshalb mußte die Debatte in der israelisch-palästinensischen Verhandlungskommission, die diese Fragen behandelt, abgebrochen werden. Jetzt wollen die Palästinenser, daß ein internationales Schiedsgremium über den Wasserstreit befindet.
Angesichts der vielen ungelösten Probleme bezweifeln Beamte des israelischen Außenministeriums, daß es – wie vorgesehen – am 25.Juli zur Unterzeichnung neuer Abkommen auf dem Weg zur Ausweitung der palästinensischen Autonomie in der Westbank kommt. Amos Wollin
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